Remscheid Jens Müller lässt die Töne funkeln

Remscheid · Im Gitarrenzentrum in Lennep nahm der Musiker das Publikum mit auf eine Zeitreise.

 Konzentriert spielte Jens Müller im Gitarrenzentrum in Lennep sein Programm.

Konzentriert spielte Jens Müller im Gitarrenzentrum in Lennep sein Programm.

Foto: Jürgen Moll

Jens Müller ist mit seiner Gitarre überall zu Hause. Er fühlt sich auch in den unterschiedlichsten Epochen wohl. Am Sonntagnachmittag nah er das Publikum mit auf einen musikalischen Streifzug in Kai Heumanns Gitarrenzentrum in Lennep. Der führte von Johann Sebastian Bach aus dem Barock des 17. Jahrhunderts über den noch unbekannten Pedro Ximenes Abril Tirado aus Peru im 19. Jahrhundert, dann weiter ins 20. Jahrhundert nach Paraguay und bezog den Komponisten Agustin Barrios Mangore ein, bis er schließlich über zwei weitere Stationen bei dem modernen Virtuosen Andy Mc Kee (1979) landete. Am Ende brachte Müller drei Stücke von Sting (1951) und lotete dessen Kreativität und kompositorische Fähigkeiten aus.

Bei allen Stücken, die Müller spielte, wurde ersichtlich, dass er sich eingehend mit den Werken befasst hatte. Er wollte wohl zum Kern vordringen. Dabei half ihm seine ruhige, unaufgeregte Art. Er ließ sich Zeit, auch mal einen Akkord stehen und klingen zu lassen. Einige Passagen etwa aus Pedros Minuetten (kleine Tänze) hätten die Zuhörer mitsingen können. Wenn etwas so transparent, mit einem tiefen inneren Ausdruck abgeklärt und entspannt klingt, dann funkeln die Töne mühelos. Und das passte alles zu diesem neblig-kontemplativen Sonntagnachmittag. Das Stadtzentrums Lennep lag da wie eine verschlafene Schönheit, die Müllers Gitarrenspiel allmählich aus ihren Träumen holte.

Es geht also auch ohne Weichspüler und einlullende Synthesizer. Und Müller konnte seine Spielweise auch variieren. Andy McKees Fingerstyle ist unschlagbar. Mit Fingertapping der rechten Hand, parallelem rhythmischen Klopfen auf dem Korpus und offenen Akkorden mit einer umgestimmten Gitarre kann er die Soundfülle eines ganzes Orchesters erzeugen. Er hat diese Technik zur vollendeten Meisterschaft gebracht. Doch konnte sich auch Müllers "Drifting" hören und sehen lassen.

Ja, und dann spielte Müller vor der Zugabe drei Stücke von Sting. Die Stücke waren gut zu erkennen. Es wurde lebendig. Besonders, wenn der Musiker zu seinem übrigen Gitarrenspiel einen kontinuierlichen Basslauf hinzufügte. Dann stand der "Englishman" nicht in New York, sondern in Lennep. Und so war Müller am Ende im New York der Neuzeit angekommen. Stilistisch wandelt er zwischen Welten. Und das macht sein Spiel ungemein faszinierend.

(begei)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort