Remscheid Juhnke-Abend bringt einen Hauch von Las Vegas nach Lennep

Remscheid · Ein wenig zwiespältig war er schon, der Harald-Juhnke-Abend des Delmenhorster Sängers und Entertainers Denis Fischer, der in der recht gut gefüllten Klosterkirche die zahlreichen Klassiker des "letzten großen deutschen Entertainers", wie er Juhnke beschrieb, zum Besten gab.

 Denis Fischer auf Juhnkes Spuren in der Klosterkirche.

Denis Fischer auf Juhnkes Spuren in der Klosterkirche.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Ausschlaggebend für das Best-Of-Juhnke-Programm sei eine Begegnung mit dessen Witwe Susanne Juhnke gewesen, die ihm erlaubt habe, im Archiv des Sängers zu stöbern.Und auch wenn man zuletzt Juhnke hauptsächlich als kranken und vom Alkohol gezeichneten Mann wahrgenommen hatte, wurde doch eines deutlich: Der Mann hat die deutsche Musiklandschaft deutlicher geprägt, als es einem bewusst sein mag. Es wurde aber auch deutlich, dass es nur einen Juhnke geben kann. So sehr sich Fischer auch anstrengte, an den genial-schnodderigen Habitus des Berliner Originals kam er einfach nicht ran.

Dabei waren die Songs natürlich Zucker für die Ohren jene, die von der Einfältigkeit und Vorhersehbarkeit der heutigen Pop-Musik genug haben. Das war großes Kino, Revue eben, was Juhnke da seinerzeit serviert hatte: Symptomatisch da der Auftakt - "Wie wär's heut mit Revue?". "Ich habe Juhnke durch meinen Großvater kennen und schätzen gelernt. Damals auf dem Sofa kamen durch den Qualm von Opas Zigarren diese Klänge aus dem großen Nordmende-Fernseher", schwelgte der Mittdreißiger in der Vergangenheit, eher er mit "Eine Nacht mit einem Fremden" ein wenig Las Vegas nach Lennep brachte. Begleitet wurde Fischer vom großartigen Carsten Sauer am Piano. Und hier lag eine weitere Crux des Abends: Sauer spielte zwar virtuos auf dem Flügel, rief aber gleichzeitig jede Menge Big-Band-Begleitung vom Band ab. Das machte die Songs zwar im besten Wortsinne "fetter", schmälerte allerdings den Live-Charakter deutlich.

Vielleicht wäre es besser gewesen, die Stücke so umzuarrangieren, dass sie nur mit Klavier und Gesang funktionieren. Das würde dann zwar den Las-Vegas-Effekt mindern, allerdings wäre es auch eine große Chance, einen zerbrechlichen, vielleicht dadurch sogar umso stärkeren, Juhnke zu zeigen. Oder man hätte die Band mit an Bord ziehen müssen - durch das viele Playback blieb am Ende leider ein etwas fader Beigeschmack.

Sei's drum, Lieder wie "Ein Whiskey zu viel", "Ich kann nicht treu sein" oder "Straßen von Berlin", dazu eine eingedeutschte Version von "Heartbreak Hotel" machten letztlich so viel Spaß, dass die genannten Kritikpunkte gar nicht mehr so schlimm erschienen. Und ganz nebenbei konnte man in Fischers Ansagen so Einiges über Harald Juhnke erfahren. Grund genug vielleicht, sich einmal wieder mit dem deutschen Frank Sinatra zu beschäftigen.

(RP)
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