Remscheid Junge Ärzte dringend gesucht - Stadt will Werbekampagne starten

Remscheid · Remscheid gehen die Ärzte aus. Nicht sofort, aber wenn man nicht gegenlenkt, in nicht allzu ferner Zukunft. "Wir steuern langsam auf einen Ärztemangel zu", sagte Dr. Frank Neveling, Leiter des örtlichen Gesundheitsamtes, bei der Sitzung des Sozialausschusses. Blicke man auf die Altersstruktur der niedergelassenen Mediziner, könne man absehen, dass in zehn Jahren die Hälfte von ihnen "vom Netz" ginge. "Wir haben aber eine älter werdende Bevölkerung und brauchen die medizinische Versorgung", mahnte Neveling.

In jüngster Zeit hätten zwei Kollegen in Lüttringhausen, einer in Lennep und einer in Remscheid für ihre Praxen keine Nachfolger mehr finden können. Auch im Facharztbereich sei diese Tendenz zu erkennen. Diese Entwicklung lasse sich im Übrigen in den Ambulanzen der Kliniken feststellen, die mit immer mehr Patienten konfrontiert würden. "Sie kommen beim Hausarzt nicht an, also gehen sie dorthin." Weil die kassenärztliche Vereinigung die Hoheit über die Zulassung von niedergelassenen Ärzten habe, könne das Gesundheitsamt hierauf keinen Einfluss nehmen. "Die Bedarfsplanung ist für den Normalsterblichen nicht nachvollziehbar. Dass Remscheid mit Ärzten überversorgt sein soll, ist nicht zu verstehen", kritisierte der Amtsarzt hinsichtlich eines Niederlassungstopps für Remscheid im Vergleich zum kleineren Wermelskirchen, wo die Sache anders aussehe.

Gleichwohl will die Stadtverwaltung nicht untätig bleiben. "Die Zahl der Ärzte in Deutschland steigt, nur kommen sie nicht in den Praxen an", erläuterte Neveling. Also müsse man dafür sorgen, dass sich fertige und angehende Mediziner für Remscheid als Wohn- und Arbeitsort interessierten. Im Vergleich mit den Metropolen habe man es da natürlich schwer. "Wir müssen versuchen, diesen Wettbewerbsnachteil auszugleichen", forderte Frank Neveling.

Arbeitsgruppen haben nun einen Plan entwickelt, um Mediziner für Remscheid sowohl für die Übernahme oder Einrichtung einer Praxis als auch für den stationären Bereich zu gewinnen. Dazu soll nun eine Werbekampagne angestoßen werden - vorausgesetzt, die finanziellen Mittel dafür können bereitgestellt werden. Werbefachmann Jürgen Schröder führte aus, wie eine solche Initiative aussehen könnte. Angesprochen werden sollen sowohl die Medizinstudenten als auch junge Ärzte, die die Facharztausbildung schon hinter sich haben. Ein doppeldeutiger Slogan könne sein "Komm DOC nach Remscheid".

In Flyern, Prospekten, über eine eigene Internetseite und die sozialen Netzwerke soll der medizinische Nachwuchs angesprochen werden und auf die Vorzüge der Werkzeugstadt aufmerksam gemacht werden. Generell sei Nordrhein-Westfalen als Standort für Wohnen und Arbeiten beliebt. Also habe auch Remscheid eine Chance, um Aufmerksamkeit zu gewinnen. "In Sachsen-Anhalt sieht es auf der Beliebtheitsskala ganz anders aus", hatte Schröder erfahren.

(bona)
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