Remscheid Kabarettistische Pfeile im Sekundentakt

Remscheid · Kleinkunstpreisträger Butzko zelebriert bitterbösen politischen Witz.

HG Butzko, Träger des Deutschen Kleinkunstpreises 2014 in der Sparte Kabarett, war zu Gast in der Klosterkirche - und begeisterte die rund 150 Zuschauer mit seinem neuen Programm "Super Vision". Seine These: Es genügt, den Politikern zuzuhören, das würde für ausreichend Lacher sorgen. Und er belegte diese These gleich mit einer ganzen Wagenladung an Beispielen, bei denen der normal denkende Mensch die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und sich fragt, wer einen da eigentlich gerade regiert.

"Marie LePen, die Vorsitzende der rechten Front National in Frankreich, forderte nach den Charlie-Hebdo-Attentaten die Wiedereinführung der Todesstrafe. Gegen Selbstmordattentäter" - so blickt Butzko ins westliche Nachbarland. "1989 ist die Mauer gefallen. Es waren die Bürger, die die DDR zu Fall gebracht haben. Ohne die Bürger gäbe es den aktuellen Bundespräsidenten Joachim Gauck nicht. Hätten die das damals gewusst - sie wären wohl daheim geblieben", watschte er den Bundespräsidenten ab. "Wir haben die pazifistischste Armee der Welt: Panzer, die nicht rollen, Flugzeuge, die nicht fliegen, Gewehre, die nicht treffen. Ein Sturmgewehr mit sieben Prozent Trefferquote - sieben Prozent Trefferquote, wo ich herkomme, nennt man das Schalke 04", teilte der Gelesenkirchener gegen die Verteidigungsministerin und den Heimatverein gleichzeitig aus.

Und in dieser Pointen-Dichte ging es weiter. Der Künstler, ausgestattet mit der obligatorischen Kappe und einem Steinkrug mit unbekanntem Inhalt, hatte sichtlich Spaß an seinen Giftpfeilen und schoss sie im Sekundentakt ins ebenfalls gutgelaunte Publikum. Und machte dabei nicht Halt vor prominenten Politikern. Altkanzler Schröder nahm er fast noch in Schutz: ,"Gerhard Schröder - über den man viel Schlechtes sagen könnte, und sollte - war immerhin gegen den Irak-Krieg 2002". Franz Müntefering knöpfte er sich härter vor: "Parteien an ihren Wahlversprechen zu messen sei unfair, hat Münte gesagt. Das ist für mich der Beweis, dass schon vor Jahren in der SPD-Führung Crystal Meth geraucht wurde."

Richtig böse wurde er gegenüber Andrea Nahles: "Sie will 2021 als Kanzlerkandidatin für die SPD antreten. Und irgendwo in Rheinland-Pfalz wird sich so mancher Bürger fragen, was man dagegen hätte machen können." Den Wandel der Grünen von der Hippie-Partei zur Volkspartei kommentierte Butzko trocken: "Der Gesinnungswandel kommt daher, wenn man sich in der Jugend zu oft an Atomkraftwerke gekettet hat." Bei aller bitterer Kritik überwogen am Ende im Publikumdoch die Lachsalven und die Freude, dass es Künstler wie HG Butzko gibt, die ihre Finger mit solcher Wonne in die politischen Wunden der Republik legen.

(RP)
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