Remscheid Kämpfer für ein gutes Gesamtschul-Image

Remscheid · Nach fast 20 Jahren an der Albert-Einstein-Gesamtschule geht Schulleiter Alfons Lück-Lilienbeck in den Ruhestand.

 Was ihn am meisten freute als Lehrer? "Wenn im Mathe-Unterricht bei Schülern der Groschen fiel, dieser Aha-Effekt, wenn etwas verstanden wurde", sagt Alfons Lück-Lilienbeck (hier in einer Klasse vor einem Whiteboard). Das werde er als Pensionär vermissen.

Was ihn am meisten freute als Lehrer? "Wenn im Mathe-Unterricht bei Schülern der Groschen fiel, dieser Aha-Effekt, wenn etwas verstanden wurde", sagt Alfons Lück-Lilienbeck (hier in einer Klasse vor einem Whiteboard). Das werde er als Pensionär vermissen.

Foto: jürgen moll

Das Titelbild der aktuellen Schulzeitung der Albert-Einstein-Gesamtschule (AES) ziert ein stilisiertes Porträt. Der Leser erkennt darin zum einen das Konterfei des berühmten Namensgebers mit weißem Wallehaar, zum anderen eindeutig auch das Gesicht von Alfons Lück-Lilienbeck. Es ist ein Abschiedsgeschenk von Schülern und Lehrern an den "Chef", der das Schulleben und die Schulgemeinschaft fast über zwei Jahrzehnte prägte. Jetzt geht der 62-Jährige in den vorzeitigen Ruhestand.

Die Parallele passt: Der studierte Gymnasiallehrer unterrichtete Physik und Mathematik. Eine bahnbrechende Formel hat er in diesen Fächern zwar nicht entwickelt, aber offenbar eine pädagogische, soziale und menschliche Formel für ein gutes Klima in "seiner" Schule, die Kinder unterschiedlicher Nationalität und sozialer Herkunft besuchen. Unter ihrem Dach sind 30 Nationen vertreten.

"Wir beweisen, dass wir zusammen arbeiten und leben können. Es gibt keine Verwerfungen", sagt der Lehrer mit gewissem Stolz. Und fügt gleich hinzu: "Wir bilden für Remscheid einen großen Friedensfaktor." Mit seinem großen Vertrauen, das er in die Menschen setzt - in Lehrer und Schüler -, hat er maßgeblich dazu beigetragen.

Während der Dienstzeit ging es auch viel um Schulpolitik. Längst abgehakt sind Diskussionen über ein "Abi light" an Gesamtschulen im Vergleich zum Gymnasium. "Das Zentralabitur beweist, dass der Abschluss gleichwertig ist. Nur an der Gesamtschule haben die Schüler mehr Zeit", sagt der scheidende Schulleiter. Und eine Qualitätsanalyse belegte dies vor drei Jahren zusätzlich. Grabenkämpfe zwischen den Schulformen gebe es in Remscheid nicht. "Wir sprechen miteinander und kooperieren mit den Innenstadt-Gymnasien." Die Gesamtschule sei die "Schule der Chancenvielfalt", lautet das Plädoyer eines Lehrers, dessen Laufbahn an einem Gymnasium begann. Die Bilanz bei den Zehnern könne sich sehen lassen: Ein Drittel finde einen Ausbildungsplatz, andere wechseln auf andere Schulen, ein hoher Anteil macht das Abitur.

Als er die Schule übernahm, habe er mit dem Kollegium Ziele und Werte der AES festgelegt, die in ein Schulkonzept mündeten. Soziales Lernen, Toleranz und Berufswahlvorbereitung spielen eine große Rolle. Aber die Lorbeeren, die geerntet werden konnten - wie zahlreiche Schulpreise - schreibt er nicht seinem Wirken zu, sondern eher dem Zusammenwirken des 110 Lehrer starken Kollegiums. "Es gibt viele Gremien, die sehr autark und selbstständig arbeiten. Herr Lück koordiniert sie", beschreibt Angelika Garbe, stellvertretende Schulleiterin, den Führungsstil des Chefs.

Trotz vieler Erfolge hinterlasse er seinem Nachfolger auch Baustellen. "Es fehlen noch die personellen und räumlichen Voraussetzungen für die Inklusion", sagt der Schulleiter. Als Sprecher der Schulform im Schulausschuss der Stadt hat er früh vor einer Billiglösung gewarnt. Die Politiker kennen ihn ohnehin als einen Pädagogen, der Schwachpunkte im System stets offen ansprach und Besserungen anmahnte - "auch den schlechten Zustand unseres Schulgebäudes", sagt er.

Im Ruhestand wolle er sich mehr der Familie widmen, den drei Enkelkindern, verreisen (Iran, Fernost) und mal öfter aufs Rad steigen, um etwas für die Gesundheit zu tun.

(RP)
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