Remscheid Kaffeetrinken in der Einflugschneise

Remscheid · Seit Jahren fliegen vom Jahnplatz in Lüttringhausen aus Fußbälle auf das Grundstück der Familie Hülsenbeck.

 Wenn ein Ball vom Jahnplatz aus geschossen das Tor verfehlt und auch den acht Meter hohen Zaun überquert, landet er auf den unmittelbar angrenzenden Grundstücken und richtet häufig Schaden an.

Wenn ein Ball vom Jahnplatz aus geschossen das Tor verfehlt und auch den acht Meter hohen Zaun überquert, landet er auf den unmittelbar angrenzenden Grundstücken und richtet häufig Schaden an.

Foto: Jürgen Molll

Wenn Bettina Hülsenbeck an einem warmen Sommertag mit ihrer Familie auf ihrer Terrasse sitzt, kann es leicht passieren, dass ihr die Kaffeetasse aus der Hand geschossen wird und der Sonntagskuchen zermatscht auf dem Gartentisch liegt. Die Hülsenbecks leben in einer Einflugschneise von Fußbällen. Sie kommen als Ledergranaten vom angrenzenden Jahnplatz in Lüttringhauen auf das Grundstück geflogen. Der Jahnplatz ist ein mit feinem Kunstrasen ausgestattetes Fußballfeld, das sowohl von Freizeitkickern als auch von Mannschaften des FC Remscheid genutzt wird. Die Bälle, die im Hinterhof und im Garten der Hülsenbecks landen, stammen von jener Sorte Fußballern, die nicht nur das Tor weit verfehlen, sondern auch den acht Meter hohen Zaun passieren. Eigentlich sollte er als Fangzaun die Anwohner schützen. Davon spüren die Hülsenbecks nichts. Bilanz vom März: zehn Bälle von Hobby-Kickern und zehn Bälle von Spielern des FCR. Bettina Hülsenbeck hat sie alle mit Datum und Herkunft beschriftet.

Die Stadtverwaltung kennt dieses Problem seit langer Zeit. Nach Auskunft von Martin Sternkopf, Leiter des Sportamtes, soll der Zaun nun auf zwölf Meter aufgestockt werden. "Ich warte auf den Bericht der Technischen Betriebe. Dann werden wir dort definitiv etwas tun", sagte Sternkopf gegenüber der BM. Bettina Hülsenbeck ist skeptisch. Zu oft und zu lange hat man sie mit ihrem Anliegen vertröstet. "Das ist ein öffentlicher Platz, und mir fliegen die Bälle um die Ohren", sagte Hülsenbeck.

Beim Wirbelsturm Kyrill vor zehn Jahren kam der Zaum zu Schaden. Danach hieß es angeblich, mit der Reparatur wolle man warten, bis der Jahnplatz saniert und mit Kunstrasen ausgestattet ist. Vor sechs Jahren feierte die Sportszene die Einweihung der neu gestalteten Sportanlage. Alles bestens. Nur der Abfangzaun war um vier Meter kürzer geraten als vorher. "Als Begründung hat man statische Probleme angegeben", sagte Hülsenbeck.

Die Stadt hat sich auch lange Zeit stur gestellt und zunächst sich für nicht zuständig erklärt. Erst eine Anfrage bei der eigenen Rechtsabteilung hat ergeben, dass für die Stadt als Betreiber des Platzes doch eine Art Sorgfaltspflicht besteht. Der will sie nun offensichtlich in nächster Zeit nachkommen. An dieser Seite des Jahnplatzes steht auch die alte, denkmalgeschützte Steinmauer, die für über 200. 000 Euro in diesem Jahr saniert wird.

Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis Familie Hülsenbeck ohne Sorge vor einschlagenden Fußbällen im Garten sitzen kann. Und auch weiterhin muss sie verschwitzte Fußballerspieler vertreiben, die bei ihr über die mehrfach mit Draht abgesperrten Grundstücksmauern klettern und auf Vordächer steigen, um sich den verschossenen Ball zurückzuholen.

Wer für die Schäden auf dem Grundstück aufkommt - das ist noch eine ganz andere offene Frage.

(RP)
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