Remscheid Kampagne gegen Ärztemangel vor Start

Remscheid · Neues Ärzteverzeichnis liegt aus. Remscheid ist gut aufgestellt. Doch viele Mediziner gehen demnächst in Ruhestand.

Remscheid gehört nicht zu jenen ländlichen Regionen, in denen Haus- und Fachärzte dünn gesät sind und eine medizinische Unterversorgung droht. "Bis auf ein paar exotische Fachrichtungen sind alle medizinischen Disziplinen vertreten", sagte Dr. Frank Neveling, Leiter des Gesundheitsamtes, gestern bei einem Pressegespräch anlässlich der neu erschienenen Auflage des Ärzteverzeichnisses.

Aber mit Blick auf den Altersdurchschnitt der in Remscheid niedergelassenen Ärzte schaut der Leiter des Gesundheitsamtes ein wenig sorgenvoll in die Zukunft. Dieser liegt bei 55 Jahren. In den nächsten zehn Jahren werde voraussichtlich rund die Hälfte der Allgemeinmediziner in den Ruhestand gehen. Es drohen Lücken. Nicht jeder Arzt finde einen Nachfolger für seine Praxis. Und einige seiner Kollegen nehmen keine neuen Patienten mehr auf.

Außerdem begrenze die Kassenärztliche Vereinigung die Zulassung von Praxen nach bestimmten Kriterien. Und wird zum Beispiel eine HNO-Praxis in Lennep frei, die wieder besetzt werden darf, muss sich der Nachfolger nicht in diesem Stadtteil ansiedeln, sondern hat die freie Wahl in ganz Remscheid. So gehen mache Stadtteile leer aus - derzeit gebe es in Kremenholl keinen Allgemeinmediziner, sagte Roger Höller, Geschäftsführer der kommunalen Gesundheitskonferenz.

Um dem drohenden Mangel zu begegnen, sollen in Remscheid mit professioneller Unterstützung einer Agentur junge Mediziner angeworben werden, berichtete Neveling. Ideal seien angehende Ärzte im zehnten Semester, die für ihr Praktisches Jahr nach Remscheid gelockt werden sollen - mit allen Pluspunkten, die die Stadt zu bieten habe, sagte Sozialdezernent Thomas Neuhaus. Gute Lage, günstige Immobilien und Sehenswürdigkeiten. Ein Vorteil: Das Sana-Klinikum ist ein Lehrkrankenhaus der Uni Köln. Zwei Kooperationspartner habe man für die Kampagne gefunden, so Neveling. Bis Jahresende soll das Konzept des Netzwerks stehen. Benötigte Mittel in Höhe von 25.000 Euro hofft er bis dahin akquiriert zu haben. Bei Erfolg der Kampagne - mit dem Arbeitstitel "Komm doc nach Remscheid" - mag sich in einigen Jahren das Ärzteverzeichnis wieder gut zu füllen.

Die aktuelle Broschüre, die die Edicus-Agentur herausbringt, listet alle Ärzte mit Namen, deren Fremdsprachenkenntnisse - darunter auch Arabisch, Hindi und Hebräisch - Fachrichtung, Adresse der Praxis und Telefonnummer auf. Auch Apotheken und deren Notdienstpläne sind aufgeführt. Das Verzeichnis richte sich an die ältere Zielgruppe. Eine Veröffentlichung auf der Internetseite der Stadt sei denkbar, sagten Andreas Schrills von Edicus und Neveling. Eine App sei jedoch (noch) nicht geplant.

Die Broschüre liegt im Rathaus und anderen Behörden gratis aus.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort