Remscheid Katholikenrat - Professorin referiert zum Thema TTIP

Remscheid · Knapp 200 Gäste aus Politik, Verwaltung und den katholischen Pfarreien Remscheids füllten das Pfarrzentrum St. Josef an der Menninghauser Straße sehr gut. Beim Jahresempfang des Katholikenrats Remscheid hatten die Veranstalter mit der Dr. Ursula Nothelle-Wildfeuer zudem eine renommierte Sozialethikerin als Gastrednerin gewinnen können.

 Gastrednerin Prof. Ursula Nothelle-Wildfeuer im Gespräch mit Dr. Erwin Bürgel.

Gastrednerin Prof. Ursula Nothelle-Wildfeuer im Gespräch mit Dr. Erwin Bürgel.

Foto: Jürgen Moll

Nothelle-Wildfeuer hatte sich des Themas "TTIP - zwischen Ökonomie und Ethik" angenommen, das durch den für viele Europäer überraschenden Wahlsieg Donald Trumps eine ganz neue Brisanz angenommen habe, wie auch Katholikenrat-Vorsitzender Dr. Erwin Bürgel in seiner Überleitung zum Impulsreferat der Freiburger Professorin für Christliche Gesellschaftslehre anmerkte: "TTIP war das ganze vergangene Jahr über ein kontrovers diskutiertes Thema. Als wir überlegten, worum es im diesjährigen Vortrag gehen und wer ihn halten sollte, waren die Diskussionen in vollem Gang. Und dann kam Donald Trump, der sich ja auch schon per Twitter dazu geäußert hat. Vielleicht hat er aber auch selbst bald ausgetwittert", sagte Bürgel, nur leicht schmunzelnd.

Und so machte auch Nothelle-Wildfeuer gleich zu Beginn deutlich, auf welch fragilen Beinen ihr Vortrag stand: "Donald Trump hat gleich nach seiner Inauguration das pazifische Freihandelsabkommen TPP aufgekündigt. Als ich das in der Zeitung gelesen habe, hatte ich mich verlesen und gedacht, TTIP sei nun Geschichte", sagte die Sozialethikerin und fügte hinzu: "Dann wäre mein Vortrag in zwei Sätzen vorbei." Soweit sei man zwar noch nicht, die Entscheidung Trumps lasse indes nichts Gutes für den Freihandel an sich erahnen.

Dabei sei auch TTIP natürlich nicht unumstritten: "Wir müssen uns damit beschäftigen, wie die Debatte über das Freihandelsabkommen zwischen den USA und Europa funktioniert", sagte Nothelle-Wildfeuer. Da sei vor allem die Angst der Europäer vor dem, was sie künftig in den Kühlregalen im Supermarkt vorfinden würden: "Das Chlorhühnchen ist das beste Beispiel dafür", sagte Nothelle-Wildfeuer. Weitere Kritikpunkte seien die Angst vor der Schwächung der Demokratie, die Aufweichung von Verbraucherschutz- und Sozialstandards sowie die nichtöffentlichen Verhandlungen über TTIP und eine neue Art des Investorenschutzes und der Schiedsgerichtssprechung. Für TTIP spreche jedoch, dass Wirtschaft und Wettbewerb durch das seit 2013 verhandelte Abkommen gefördert werden: "Kein Ökonom wird sich ernsthaft gegen den Freihandel aussprechen", sagte die Professorin. Es blieb die eingangs gestellte Frage, ob Trump nun vielleicht so etwas wie ein ersehnter Helfer für die TTIP-Gegner sei. Das musste die Sozialethik-Expertin indes deutlich verneinen: "Trumps Ziele sind das Gegenteil davon, was die TTIP-Gegner in Deutschland und Europa erreichen wollen."

Beim anschließenden Imbiss bestand für die Gäste des Jahresempfangs noch ausgiebig die Gelegenheit, das Gehörte zu diskutieren. Den Abend umrahmte der bekannte Remscheider Liedermacher und Magier Donatus Weinert mit leidenschaftlich dargebotenen Songs, die sich dem Thema auf künstlerische Art und Weise näherten.

(RP)
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