Remscheid Kein Weg nach "Lummerland"

Remscheid · Remscheid ist eine attraktive kleine Großstadt im Grünen. Doch Autobahn-Staus und schlechte Schienenanbindung an die Metropolen könnten Fachkräfte oder junge Familien vor einer Ansiedlung abschrecken, weil Pendlerwege zu lang sind. OB Mast-Weisz will das ändern.

Als vor einigen Monaten sowohl die Müngstener Brücke als auch die Bahnstrecke nach Wuppertal geperrt waren, prägte Remscheids Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz ein inzwischen immer wieder gern zitiertes Bonmot: "Wie auf Lummerland, du kannst hin- und herfahren, kommst aber nicht weg." Auch wenn beide Bahnstrecken wieder frei sind - der "Müngstener" soll nach langen Räum- und Sicherungsarbeiten nach einem Erdrutsch ab heute wieder fahren - beim Thema Verkehrsanbindung lässt der OB nicht locker. Denn er weiß: Zu lange Pendlerwege könnten potenzielle Neubürger davon abhalten, sich in der Stadt anzusiedeln. Der OB ist überzeugt, dass Remscheid viel zu bieten hat. "Hier kann man für günstiges Geld mieten und und kaufen." Die Bildungs- und betreuungslandschaft sei gut ausgebaut, ebenso wie die "Infrastruktur im Sport". Das DOC und ein in Aussicht stehendes Kino können die Attraktivität der Stadt weiter befördern. Zudem sind die Mieten in Remscheid im Vergleich zum Rheinland sehr niedrig. Laut dem aktuellen Mietspiegel des Online-Portals wohnungsboerse.net liegt der durchschnittliche Mietpreis in Remscheid bei rund 5,50 Euro pro Quadratmeter und damit ein Euro unter dem Durchschnittspreis in NRW, und 1,50 Euro unter dem in Deutschland. In Düsseldorf und Köln liegt der durchschnittliche Mietpreis bei über 10 Euro pro Quadratmeter. Dort ist das Wohnen also fast doppelt so teuer.

Doch blockieren stauverstopfte Autobahnen und kompliziert zu befahrende Schienenwege den schnellen Transfer etwa in die rheinischen Metropolen Köln und Düsseldorf. Stau-Brennpunkt Autobahn 1: Die Dauerbaustelle Leverkusener Brücke nennt Mast-Weisz eine "Katastrophe", auch aus wirtschaftlicher Sicht. Die Sanierung der Talbrücke Höllenbach soll erst 2017 beendet werden. Wer sonst die Strecke nach Köln staufrei in 40 Minuten schafft, braucht an schlechten Tagen bis zu anderthalb Stunden oder länger.

Auch im Bahnverkehr sieht es düster aus. Remscheid wird nur von S-Bahnen angesteuert. Regionalbahnen und Fernzüge machen einen großen Bogen um die Stadt. So gibt es keine direkte Verbindung nach Düsseldorf oder Köln. Um dorthin zu gelangen, ist Umsteigen in Wuppertal oder Solingen angesagt. So beträgt die Fahrzeit mit Umsteigen jeweils gut eine Stunde oder mehr. Zwar existiert mit der 206 eine direkte Buslinie zwischen Remscheid und Köln, mit einer Dauer von über anderthalb Stunden ist sie für Pendler aber höchst ungeeignet. So fordert der OB unter anderem eine direkte Bahnverbindung nach Köln.

"Das ist einer Großstadt nicht würdig", sagt der Oberbürgermeister. Um die Verkehrssituation zu verbessern will Mast-Weisz vor allem die drei Remscheider Landtagsabgeordneten ins Boot holen, ebenso die Bergische Wirtschaft und deren Vertreterin, die IHK. Auch der neu konstituierte Bergische Rat könne ein Instrument sein, gemeinsame Verkehrsinteressen der bergischen Städte geltend zu machen.

(RP)
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