Ralph Krüger "Keiner wird von uns weggeschickt"

Remscheid · Der Seniorenbeauftragte der Stadt sieht sich als Vermittler von Dienstleistungen. Aufenthaltsqualität muss stimmen.

 Ralph Krüger ist der neue Seniorenbeauftragte der Stadt Remscheid.

Ralph Krüger ist der neue Seniorenbeauftragte der Stadt Remscheid.

Foto: Christian Peiseler

Herr Krüger, ab welchem Alter ist man überhaupt Seniorin oder Senior?

RalpH Krüger Darüber streiten sich die Gelehrten. In Remscheid hat man sich auf 50 plus verständigt. Da gehöre ich zu und Sie auch. Es gibt ja den Begriff "best ager". Ich finde, man kann der Definition etwas abgewinnen.

Haben sie einen Überblick darüber, wie groß die Gruppe der Bürger ist, die potenziell das Seniorenbüro aufsuchen können?

Krüger Laut der Landesdatenbank NRW leben in Remscheid etwa 45.000 Menschen, die älter als 50 Jahre sind.

Wie möchten Sie denn als Senior in Remscheid leben?

Krüger Mir fällt es schwer, mich als Senior zu bezeichnen. Ich habe noch ein neunjähriges Kind. Ich möchte als Senior leben wie jeder andere Bürger. Ich möchte nichts Besonderes haben. Ich möchte wie jeder andere alles erreichen können, und zum Beispiel um die Eschbachtalsperre spazieren. Ähnlich wie bei der Arbeit als Behindertenbeauftragter ist es mir wichtig, dass mögliche Nachteile, die mit Alter zu tun haben, letztlich ausgeglichen werden. Ich möchte nicht, dass man mich als Problem sieht, sondern als eine gute Ressource. Als jemand, der viel Lebenserfahrung hat, der viel mitbringen kann und sich später auch weiter ehrenamtlich engagieren kann.

Welche Fragen können Sie und ihre Mitarbeiterin im Seniorenbüro beantworten?

Krüger Meine Idee ist, das zwei Aspekte berücksichtig werden. Damit das Seniorenbüro angenommen wird, braucht es Aufenthaltsqualität. Es muss ein Treffpunkt sein, wo Menschen, gleich welcher Art, gerne hinkommen. Das ist der eine Aspekt. Der andere Aspekt ist der, dass wir dort möglichst viele kommunale Dienstleistungen für Senioren vorhalten. Meine Vision ist, dass wir älteren Menschen nicht sagen, du musst dahin oder dahin gehen, sondern dass wir ein möglichst großes Dienstleistungsangebot vor Ort vorhalten.

Was heißt das konkret?

Krüger Ich würde mir wünschen, dass zum Beispiel beim Thema Wohnen die Wohnberatung und die Pflegeberatung da ist. Ich könnte mir vorstellen, was auch ein Wunsch des Seniorenbeirates ist, Kontakt zur Deutschen Rentenversicherung aufzunehmen. Keiner soll weggeschickt werden. Wenn jemand kommt, der sagt, ich muss einen neuen Ausweis beantragen, für den vereinbaren wir einen Termin und geben ihm einen Zettel mit, auf dem steht, wann er kommen kann. Unser Prinzip: keiner wird weggeschickt, alle Anliegen werden vermittelt.

Bekommt das Seniorenbüro auch eine eigene Internetseite?

Krüger Da schauen wir mal. Zunächst müssen die Basics geregelt werden. Wir brauchen eine vernünftige Raumaufteilung mit den beiden Partnern und einen funktionsfähigen Arbeitsplatz. Danach schauen wir, ob das Internet das richtige Medium für diese Gruppe ist.

Immer mehr Menschen vereinsamen. Kann das Seniorenbüro auch einen Veranstaltungskalender herausbringen für gesellige Zusammenkünfte?

Krüger Wir haben ja mannigfaltige Angebote in der Stadt wie zum Beispiel die "Woche der älteren Generation". Ich sehe das Seniorenbüro als eine koordinierende Stelle, um all die vielen guten Dinge, die es in der Stadt gibt, zu verknüpfen. Ich werde zum Beispiel Kontakt zum Caritas-Verband aufnehmen. Ich finde die Taschengeldbörse ist interessant, weil sie Generationen verbindet.

Ist Remscheid in ihren Augen eine seniorenfreundliche Stadt?

Krüger Senior und Alter hat viel mit Mobilität zu tun. Da haben wir unsere topographischen Einschränkungen. Ich glaube aber, diese Stadt hat einen hohen Lebenswert für ältere Menschen, weil viele Wohnquartiere gut funktionieren. Typisch für den bergischen Menschen ist, er tut Gutes, und redet nicht darüber. Wir haben ein weitreichendes Angebot für Senioren. Das heißt aber nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen.

Wann würden sie sagen, das Seniorenbüro ist ein erfolgreiches Projekt?

Krüger Es ist dann erfolgreich, wenn sie durchs Alleecenter gehen und die älteren Menschen, die dort sitzen, auf ihre Frage nach dem Seniorenbüro antworten: "Das liegt am Markt und es ist eine tolle Sache, die helfen ihnen."

CHRISTIAN PEISELER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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