Remscheid Kindergarten besorgt wegen Handy-Strahlen

Remscheid · Nur 80 Meter neben dem Waldorf-Kindergarten an der Burger Straße steht ein großer Sendemast. Eltern und Erzieher plädieren für einen größeren Abstand. Die FDP will das Thema in die Politik bringen.

 Sturm Niklas beschädigte im April 2015 den Turm so sehr, dass das Mannesmann-Symbol entfernt wurde. Die Mobilantennen blieben dran.

Sturm Niklas beschädigte im April 2015 den Turm so sehr, dass das Mannesmann-Symbol entfernt wurde. Die Mobilantennen blieben dran.

Foto: Moll (Archiv)

Als Regina Terborg vor sieben Jahren ihre Arbeit im Waldorf-Kindergarten an der Burger Straße aufnahm, fiel ihr eine Sache sofort unangenehm auf. Nur 80 Meter von der Einrichtung entfernt steht ein hoher Stahlmast, der mit mehreren großen Mobilfunkantennen bestückt ist. Die Sorge um die dadurch ausgelöste Strahlenbelastung für die Kinder war sofort da.

Ein Jahr später ließ der Kindergarten eine Messung durch "Lebensraum", ein Ingenieurbüro für gesundes Wohnen, durchführen. Das Ergebnis: die baubiologischen Empfehlungen für Strahlengrenzwerte werden vor allem auf dem Spielgelände im Außenbereich, aber auch in einigen Innenräumen stark überschritten. Das Problem: Die gesetzlichen Grenzwerte für Mobilfunkstrahlung liegen sehr viel höher - sie werden nicht überschritten. Ein Kampf gegen die Mobilfunkriesen erschien dem Kindergarten damals aussichtslos, sagt die Leiterin des Kindergartens, Rosemarie Hauser.

Als in Folge eines Sturmes im April 2015 das Mannesmann-Symbol auf dem Mast (der sogenannte "Blaue Mond") abgenommen wurde, wurde der Mast kürzer, die Mobilfunkantennen wanderten noch einmal fünf Meter nach unten. Messungen durch "Lebensraum" im Juni dieses Jahres ergaben, dass die Strahlungsintensität noch mal leicht zugenommen hat. In FDP-Ratsherr Hans-Lothar Schiffer fand der Kindergarten politische Unterstützung. Schiffer versuchte Auskunft von der Stadt zu bekommen, ob diese bei der Genehmigung der Mobilfunkantennen die unmittelbare Nähe des seit mehr als 30 Jahren an dieser Stelle beheimateten Kindergartens mit bedacht habe. Bislang ohne Rückmeldung. Die Netzbetreibreiber müssten zwar keine Baugenehmigungen mehr für ihre Antennen einreichen, sagt Karin van der Most, Bundestagskandidatin der FDP für den Bergischen Wahlkreis 103. Die Stadt habe aber eine Sorgfaltspflicht bei der Prüfung der Standorte.

 Diplom-Ingenieur Bernd Eckstein mit Regina Terborg vom Kindergarten vor dem Sendemast.

Diplom-Ingenieur Bernd Eckstein mit Regina Terborg vom Kindergarten vor dem Sendemast.

Foto: Röser

Man wolle die Technik nicht verteufeln, stellt Schiffer klar. Aber die Stadt müsse doch das Ziel haben, diese Antennen nicht in der Nähe von Altenheimen oder Einrichtungen für Kinder aufzustellen. Weil um die Wiederaufstellung des "Blauen Mondes" aktuell noch mit der Firma Aldi, dem Grundstücksbesitzer, gerungen wird, möchte die FDP das Thema mit der Frage der Mobilfunkantennen verknüpfen, sagt Schiffer. Die Idee: Die Antennen könnten im Zuge der Bauarbeiten in größerer Entfernung vom Kindergarten angebracht werden.

Das wäre eine Lösung, die der Kindergarten sehr begrüßen würde. Um die aktuelle Situation zu verbessern, plant der Waldorf-Kindergarten Investitionen. In zwei Räumen, in denen die Strahlung besonders hoch ist, werden mit abweisender Folie beschichtete Tapeten angebracht. Rund 1000 Euro kostet das, sagt Rosemarie Hauser. Zugleich hat man für die Eltern der aktuell 34 Kindergartenkinder ein Handyverbot in der Einrichtung erlassen. Die Erzieher müssen ihre Geräte im Haus auf Flugmodus umstellen.

(hr)
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