Remscheid Kirchenaustritte nach Steuer-Wirrwarr

Remscheid · Es gibt keine neue Steuer, nur der Weg, wie sie abgeführt wird, wurde mit Beginn des Jahres verändert. Das hat jedoch dazu geführt, dass die Kirchen verstärkt Austritte verzeichnen. Auch in Remscheid ist diese Entwicklung zumindest in einigen Kirchengemeinden zu spüren.

 Ein Symbolbild - manchen Kirchengemeinden laufen die Mitglieder davon. Verstärkt müssen sie auf Menschen zugehen und auch erklären, dass keine neue Steuer fällig wird.

Ein Symbolbild - manchen Kirchengemeinden laufen die Mitglieder davon. Verstärkt müssen sie auf Menschen zugehen und auch erklären, dass keine neue Steuer fällig wird.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

"Im Evangelischen Kirchenkreis Lennep scheint das Bild differenziert zu sein: In manchen Gemeinden gab es vermehrt Austritte, die mit der Kirchensteuer begründet wurden. In anderen Gemeinden nicht", sagte Pressereferent Ingo Klein auf Nachfrage der BM. Häufig spielten bei dieser Entscheidung sicher auch andere Themen eine Rolle. Doch sei leider die Verwirrung um die Erhebung der Kirchensteuer auf Kapitalerträge auch im Kirchenkreis Lennep ein Thema. Allerdings stellt der Referent klar: "Manche der Ausgetretenen hatten wohl den falschen Eindruck, dass sie nun mehr Kirchensteuer zahlen müssten. Fakt ist aber: Die Steuer wurde nicht erhöht und es gibt auch keine neue Abgabe."

Stadtdechant Monsignore Thomas Kaster sieht in vermehrten Austritten die Konsequenz aus einer inneren Abkehr von der Kirche. "An diesem Punkt wird deutlich, dass diejenigen, die eigentlich nur noch formell Mitglied der Kirche sind, jetzt den Austritt folgen lassen." Offenkundig könne entgegen mancher Hoffnung und vielleicht auch Erwartung das positive Erscheinungsbild von Papst Franziskus diesen Trend bisher nicht stoppen. Was die Hintergründe für die Abwendung eines jeden Einzelnen von der Kirche seien, könne man nur schwer ermitteln. Ob in Remscheid vermehrt Katholiken wegen der neuen Modalitäten bei der Steuererhebung ausgetreten sind, vermag er noch nicht einzuschätzen.

Umgekehrt wenden sich Menschen aber auch wieder der Kirche zu. Friedhelm Krämer betreut die Wiedereintrittsstelle des Kirchenkreises Lennep. Zweimal in der Woche sitzt er in der evangelischen Stadtkirche Remscheid auf der roten "Wiedereintrittsbank", um Gläubigen das Gespräch über eine Rückkehr ins kirchliche Leben anzubieten. In diesem Jahr gab es innerhalb des Kirchenkreises bis jetzt zwölf Eintritte, das sind mehr als im gesamten Jahr 2013. Die Gründe für diesen Entschluss seien unterschiedlich: "Mancher schätzt die kirchliche Sozialarbeit und möchte sie unterstützen. Andere wollen im Alter gewisse Dinge geregelt wissen. Auch Konfessionswechsel gibt es", sagt der Pfarrer im Ruhestand.

Die katholische Kirche in Remscheid hat keine Wiedereintrittsstelle, jedoch nimmt jedes Pfarramt derlei Wünsche entgegen. "Das ist keine komplizierte Angelegenheit", sagt Monsignore Kaster.

Auch er verzeichnet immer wieder Eintrittswünsche. "Jedoch muss man sagen, dass die Eintritte im Verhältnis zu den Austritten den Rückgang der Kirchenmitglieder bei den Katholiken nicht stoppen können", gibt der Stadtdechant unumwunden zu.

(RP)
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