Remscheid Kirchenkreis klärt über Gewalt gegen Prostituierte auf

Remscheid · Gewalt, Drogen, Alkohol: Die Sterberate bei Prostituierten ist bis zu 40 mal so hoch wie in anderen Berufen. Ein Frauentag des Kirchenkreises beschäftigt sich mit "Menschenhandel mitten in der Wohlstandsgesellschaft". Im Jahr 2002 wurde das Prostitutionsgesetz in Deutschland rechtswirksam. Damit sollte die soziale und rechtliche Situation der Prostituierten verbessert werden. Für Andrea Hansen, Frauenbeauftragte des Evangelischen Kirchenkreises Lennep, ist genau das Gegenteil eingetreten. "80 Prozent der Frauen leiden unter posttraumatischen Belastungsstörungen, die Sterberate liegt zwischen zehn bis 40 Mal höher als in anderen Berufen. Und viele Frauen sind drogen- oder alkoholabhängig."

Prostitution und Bordelle 2018 in NRW
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Foto: dpa/Andreas Arnold

Gewalt, Drogen, Alkohol: Die Sterberate bei Prostituierten ist bis zu 40 mal so hoch wie in anderen Berufen. Ein Frauentag des Kirchenkreises beschäftigt sich mit "Menschenhandel mitten in der Wohlstandsgesellschaft".

Im Jahr 2002 wurde das Prostitutionsgesetz in Deutschland rechtswirksam. Damit sollte die soziale und rechtliche Situation der Prostituierten verbessert werden. Für Andrea Hansen, Frauenbeauftragte des Evangelischen Kirchenkreises Lennep, ist genau das Gegenteil eingetreten. "80 Prozent der Frauen leiden unter posttraumatischen Belastungsstörungen, die Sterberate liegt zwischen zehn bis 40 Mal höher als in anderen Berufen. Und viele Frauen sind drogen- oder alkoholabhängig."

Auf dieses drängende Problem geht der fünfte Kreiskirchliche Frauentag unter der Überschrift "Gewalt gegen Frauen - Prostitution und Zwangsprostitution" ein. Am 29. November sind dazu ausschließlich Frauen von 10 bis 16 Uhr in das Paul-Gerhardt-Haus in Radevormwald eingeladen. "Für dieses Thema möchten wir einen geschützten Rahmen bieten", erklärt Andrea Hansen. Es sei wichtig, dass sich die Kirche mit dieser unheilvollen Entwicklung befasse. "Wenn sich aus dem Frauentag etwas entwickelt und mit dem Thema im nächsten Jahr in den Frauengruppen weitergearbeitet wird, haben wir schon viel gewonnen. Der Tag soll zur Meinungsbildung beitragen", sagt die Frauenbeauftragte.

Dazu soll vor allem der Vortrag von Dr. Lea Ackermann dienen. Sie wird aufzeigen, dass Menschenhandel und Zwangsprostitution auch hierzulande, mitten in der Wohlstandsgesellschaft, alltäglich sind. "Sex ist ein Milliardengeschäft", sagt Andrea Hansen und verweist unter anderem auf organisierte Bustouren, mit denen die Freier aus dem Ausland nach Deutschland gebracht werden. Das Geschäft machten vor allen die Zuhälter, die an einer einzelnen Prostituierten über 100 000 Euro im Jahr verdienten. Für die Frauen reiche ihr Verdienst kaum zum Leben. Deshalb nehme auch nur ein verschwindend geringer Teil der Prostituierten in Deutschland - von denen es zwischen 200 000 und 400 000 gibt - die Möglichkeit wahr, sich renten- und krankenzuversichern. Sie müssten ihr "Gewerbe" anmelden und damit fielen Steuern und Gebühren an. Das könnten sich die Frauen nicht leisten.

Straßenstrich Krefeld: Neue Ritterstraße bei Tag
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Razzia in Bordellen in Emmerich
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Im Anschluss an das Referat von Lea Ackermann werden vier Workshops angeboten. Dabei geht es unter anderem um Prävention und Bekämpfung von Jugendprostitution. Sorgen bereitet den Veranstaltern der Frauenhilfe Lennep, des Frauenreferats im Kirchenkreis und des Katholischen Bildungswerks Wuppertal/Solingen/Remscheid die Gewalt, die bei der käuflichen Liebe zunehmend eine Rolle spiele und vor allem die Zwangsprostituierten betreffe. "Der Menschenhandel macht mir am meisten Sorgen", sagt Katrin Weber vom Vorstand.

(RP)
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