Remscheid Klares Signal gegen Fremdenfeindlichkeit

Remscheid · Über 150 Menschen demonstrieren gegen Kundgebung von Rechtspopulisten am Hasten. Beide Veranstaltungen verlaufen ohne Zwischenfälle. Der Polizei reicht ein kleines Aufgebot.

 Die Gegendemonstranten sammelte sich vor der Sparkasse am Hasten.

Die Gegendemonstranten sammelte sich vor der Sparkasse am Hasten.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

In Remscheid findet die Willkommenskultur weiterhin deutlich mehr Anhänger als das Ressentiment gegen Flüchtlinge. Über 150 Gegendemonstranten stehen am Samstagmittag am Richard-Lindenberg-Platz in Hasten etwa 30 Anhängern der rechtspopulistischen Bewegung Pro Deutschland gegenüber, die mit einer sogenannten Mahnwache Stimmung gegen Asylbewerber machen. Die Polizei trennt mit einem vergleichsweise kleinen Aufgebot die Lager. Beide Veranstaltungen verlaufen ohne Zwischenläufe und beschränken sich auf den Austausch von Schmähungen und Spottgesängen.

Die Gegendemonstration wird von Parteien, der Kirche, Gewerkschaften und der Initiative Remscheid Tolerant angeführt. Die Protestkundgebung sei ein "tolles Zeichen" dafür, dass in Remscheid die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung für die Flüchtlinge einstehe, sagt Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz. "Wir sind stolz auf die Willkommenskultur in unserer Stadt", betont er. Weit "über 150 Ehrenamtliche" kümmerten sich in der Stadt um die Asylsuchenden. Derzeit sind in der Stadt rund 1450 Flüchtlinge in Notunterkünften, Übergangsheimen oder Wohnungen untergebracht. Demnächst soll eine dritte Notunterkunft in der Schule Tersteegenstraße in Kremenholl für etwa 220 Personen geöffnet werden.

Zu den Teilnehmern der Gegenkundgebung gehört auch Tim. Derzeit hielten sich die Aktivitäten der Rechtspopulisten in Remscheid zwar noch weitgehend in Grenzen, gesteht der 28-Jährige. "Aber man sollte jede Aktion im Keim ersticken." Etwas weiter in der ersten Reihe steht Ulrich Stolpe und hält ein Transparent. Er wohnt gleich in der Nähe und findet es "völlig daneben", dass Rechtspopulisten Stimmung gegen Flüchtlinge machen. "Die Leute sind vor Terror und Krieg geflohen. Da ist es nur selbstverständlich, dass wir Menschen helfen, die aus diesen Regionen kommen", sagt er.

Etwa eine Stunde nach Beginn der Gegendemo erscheinen die Rechtspopulisten am Platz. Sie bauen eine blaue Zeltpagode auf, installieren zwei weiße Lautsprecher und schwenken Flaggen, von denen viele für Nichteingeweihte kaum zu identifizieren sind. Dafür setzt man bei der Musik auf ein rustikales Partykeller-Mischmasch: Statt völkischem Liedgut oder tumben Rechtsrock wird der Platz mit Songs von Boney M. oder Christian Anders beschallt. Auch die Redebeiträge sind von wechselnder rhetorischer Kompetenz, weil jeder, der will, sich einmal am Mikro versuchen darf.

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Foto: afp, ak-iw

Etwa 150 Meter davon entfernt stehen die Gegendemonstranten und stören die Ausführungen mit schrillen Pfiffen und "Haut ab!"-Rufen. Da sie nur ein Megafon haben, müssen sie sich mühen, akustisch mitzuhalten. Nach etwa einer Stunde geht die "Mahnwache" der Rechten zu Ende. Aufgrund der geringen Resonanz endet die Veranstaltung deutlich früher als geplant.

(RP)
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