Kommentar Klarheit in der Krise

Das Designer Outlet Center in Lennep ist nicht mehr das wichtigste Projekt für die Stadt. Das wichtigste Projekt ist die Integration von Flüchtlingen in das Leben der Stadt. Daran entscheidet sich die nähere Zukunft der Kommune. Bisher leben die meisten Bürger wie unter einer Glocke.

Die in Remscheid aufgenommenen Flüchtlinge verändern den Alltag kaum - hier ist mal eine Turnhalle belegt, dort kommen Kinder in die Schule, mehr ausländische Gesichter trifft man auf der Alleestraße. Die Stadt gibt ihr Bestes, in diesen unübersichtlichen Tagen Menschen auf der Flucht menschenwürdig zu behandeln. Keiner muss hungern, alle haben ein sicheres Dach über dem Kopf. Die Wirtschaft engagiert sich. Ein Integrationspoint wird eingerichtet. Alles in Butter? Nein.

Für eine Kommune, die in diesem Jahr einen Haushalt ohne Schulden vorlegen muss, bedeutet die Flüchtlingskrise, künftig mehr Geld für Integrationsarbeit auszugeben. Geld, das die Stadt nicht hat. Schon heute muss sie große Anstrengungen unternehmen, um das Versprechen gegenüber den Kindern dieser Stadt einzulösen, ohne weitere Verschuldung auszukommen. Bisher ist das gut gegangen. Wir leben in paradiesischen Zeiten. Die Wirtschaft boomt, die Zinsen für Kredite sind niedrig, die Arbeitslosigkeit konstant unter neun Prozent. Doch die Risse sind sichtbar. Die Menschen, die Hilfe brauchen, werden trotz bester Wirtschaftsdaten stetig mehr. Trotz aller Prävention, die Sozialausgaben steigen. Was passiert, wenn die Konjunktur in den nächsten Jahren eine Delle bekommt, und die Zinsen um einen Prozentpunkt steigen?

Die Flüchtlingskrise wird die Bürger Geld kosten. Das steht fest. Die Stadtspitze und die Politik sind in der Verantwortung, rechtzeitig zu sagen, was an Belastungen auf sie zukommt. Sie müssen es ehrlich erklären. Es lohnt sich. Denn scheitert die Integration von Flüchtlingen und anderen Menschen mit Handicap, dann ist der soziale Friede in Remscheid in Gefahr. Das darf unter keinen Umständen passieren.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort