Remscheid Klinik-Ärzte retten Jungen das Leben

Remscheid · Der vierjährige Junge aus Remscheid, der im September mutmaßlich vom Freund seiner Mutter bewusstlos geschlagen wurde, scheint die kritischste Phase überstanden zu haben. Lange bestand Lebensgefahr, berichten die Mediziner.

Der Fall hat bundesweit für Entsetzen gesorgt. Im September war ein kleiner vierjähriger Junge in Remscheid mutmaßlich von dem Freund seiner Mutter regelrecht ins Koma geprügelt worden. Und noch immer will den behandelnden Ärzten, Pflegern und Schwestern im Klinikum Solingen das Bild des kleinen Kindes nicht aus den Köpfen gehen.

"Das Schicksal des Kleinen hat uns alle angerührt und sehr betroffen gemacht", erinnert sich Karin Morawietz, Sprecherin des Städtischen Klinikums, bis zum heutigen Tag. Denn als der Junge an jenem 9. September 2017 aus dem Remscheider Krankenhaus in die neurologische Abteilung in Solingen verlegte wurde, da hing das Leben des Vierjährigen sprichwörtlich am seidenen Faden.

Der Kleine war bewusstlos, das Gehirn des Kindes war unter den brutalen Schlägen angeschwollen - es bestand akute Lebensgefahr. Doch jetzt, knapp drei Monate später, scheint der kleine Junge die kritischste Phase überstanden zu haben. Mittlerweile konnte das Kind das Klinikum nämlich verlassen und befindet sich in einer Reha-Maßnahme.

Was den Mitarbeitern auf der neurologischen Station fast wie ein Wunder vorkommt. Schließlich musste der Vierjährige mehrere Operationen über sich ergehen lassen. So galt es zunächst einmal, in einer Not-OP die Schädeldecke des kleinen Patienten zu öffnen, um die Gehirnblutungen zu stoppen. Und danach hieß es für Oberarzt Dr. Dukagjin Morina und seine Kollegen Warten, ehe die Schädeldecke nach zwei Wochen und einem Zurückgehen der Schwellung in einer zweiten Operation wieder zugenäht werden konnte. Für den Neurochirurgen, der im Team von Privatdozent Dr. Ralf Buhl, Leiter der Klinik für Neurochirurgie, arbeitet, war es nicht das erste Mal, dass er ein schwerstverletztes Kind behandeln musste. Trotzdem werden solche Fälle niemals zur Routine. Denn die Misshandlungen und deren Folgen lassen die Mediziner nur fassungslos zurück.

Auch im Fall des Vierjährigen, der sich nur schwer erholte und in der Kinderklinik um Chefarzt Dr. Volker Soditt noch eine Weile beatmet sowie in einem künstlichen Tiefschlaf gehalten wurde, ehe er langsam aufgeweckt wurde. Was dann kam, waren behutsame Schritte zurück ins Leben. Förmlich jeden Tag machte der Kleine Fortschritte. Ein ganz besonderer Moment war, als es das Kind schaffte, zum ersten Mal mit einem Bobbycar über die Gänge des Klinikums zu fahren.

Längst hatte der Junge einen festen Platz in den Herzen der Klinikum-Mitarbeiter erobert, als er sich nun mit einem Lächeln und einem Winken von den Ärzten, Schwestern sowie Pflegern verabschiedete. In den kommenden Wochen stehen für den kleinen Patienten in einer anderen Klinik weitere Reha-Maßnahmen an - wobei im Augenblick noch niemand zu prognostizieren vermag, inwieweit dauerhafte Schäden zurückbleiben werden.

Der 24-jährige Freund der drei Jahre jüngeren Mutter, der laut der Ermittler für das Martyrium des Kleinen verantwortlich sein könnte, sitzt derweil nach wie vor in Untersuchungshaft. Der Mann soll den Vierjährigen so schwer misshandelt haben, weil das Kind sich zuvor eingenässt hatte.

"Es gibt noch eine Reihe von Befragungen und Untersuchungen abzuwarten", sagte der zuständige Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt gestern auf Anfrage unserer Redaktion.

Die alleinerziehende Mutter und ihr Sohn waren vom Jugendamt Remscheid lange betreut worden. Ende 2016 hatten die Verantwortlichen die Betreuung der alleinerziehenden Mutter aber "im Einvernehmen" beendet. Die Prognose für die Zukunft war gut. Dann passierte die schreckliche Tat.

(RP)
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