Remscheid Kunden akzeptieren höhere Gebühren

Remscheid · Seit dem 1. Oktober ist das Konto bei der Sparkasse deutlich teurer. Auch die Preise für Schließfächer steigen.

Blick auf die Hauptstelle der Stadtsparkasse Remscheid in der Abenddämmerung.

Blick auf die Hauptstelle der Stadtsparkasse Remscheid in der Abenddämmerung.

Foto: jürgen moll

Die Kosten für das Schließfach von Bernd Andres haben sich verdoppelt - von 50 auf 100 Euro im Jahr. "Eine Erhöhung von zehn Prozent hätte ich noch mitgemacht", sagt der langjährige Kunde. "Aber das ist eine Menge Geld. Ich muss das Schließfach wohl ganz auflösen." Die Nachricht von der Sparkasse war vor wenigen Tagen per Post bei ihm eingeflattert, ein maschinell gefertigtes Schreiben ohne Unterschrift. Bernd Andres greift direkt zum Telefon und ruft bei der Geschäftsstelle Handweiser an der Burger Straße an. Er erfährt den Grund für die Erhöhung: Er sei kein Sparkassen-Kunde, deshalb müsse er mehr zahlen. Dabei führt Bernd Andres das Schließfach bereits seit über zehn Jahren und hat ebenfalls ein Sparbuch bei der Bank. "Als ich das dem Kundenberater sagte, meinte er, es läge daran, dass ich kein Girokonto hätte." Kunde zweiter Klasse, weil er kein Girokonto hat? Daran glaubt der Remscheider nicht. "Das hörte sich alles nach einer faulen Ausrede an. Ich bin doch kein schlechterer Kunde, weil ich kein Girokonto habe."

Markus Kollodzey, Sprecher der Stadtsparkasse, bestätigt, dass die Erhöhung der Kosten für Schließfächer die Kunden betrifft, mit denen man nicht in einer "starken Geschäftsbeziehung" stehe. Insgesamt sind 600 Schreiben an Kunden herausgegangen. Die Sparkasse verfügt über 6000 Schließfächer unterschiedlicher Größe. Die Nachfrage nach kleineren Schließfächern sei besonders hoch.

Auf die Gebührenerhöhung für ein Girokonto zum ersten Oktober haben die Kunden in der Mehrzahl verständnisvoll reagiert, sagt Kollozey "Wir haben zahlreiche Gespräche geführt, um zu erklären, welche Serviceleistung hinter der Gebühr steht." Statt wie früher fünf Euro kostet das neue Girokomfort-Konto nun 7,90 Euro. Der Kunde kann aber auch ein Girokompakt für 3,90 Euro pro Monat buchen. Es bietet aber weniger Leistungen. Es war die erste Erhöhung der Gebühren seit 13 Jahren.

Die Preiserhöhung wurde begründet als eine nachträgliche Anpassung an die Inflation, die gestiegenen Leistungen der Bank sowie zusätzlichen Service. Außerdem sei die Sparkasse durch neue Vorschriften gehalten, dafür zu sorgen, dass jeder Geldautomat und jedes Produkt profitabel sind. Der Ansatz der Sparkasse ist nicht, das billigste Konto am Markt zu haben. Von ihrem Selbstverständnis her will sie den besten Service und die beste Beratung bieten. Der Vorstand verweist auf ein Filialnetz mit insgesamt 22 Standorten, bestehend aus sechs Geschäftsstellen und Standorten mit Geldautomaten und SB-Service. Insgesamt stehen den Kunden rund Hundert Berater und Servicemitarbeiter zum Gespräch zur Verfügung. Außerdem betont die Sparkasse ihre zahlreichen Aktivitäten. Durch eine Vielzahl von Spenden sieht sie sich als ein wichtiger Partner der Stadt. Im vorigen Jahr hingegen hat die Sparkasse aufgrund rückläufiger Zinserträge keinen Zuschuss an den städtischen Haushalt überwiesen. Im Privatkundengeschäft ist sie mit 43 000 Kunden der stärkste Anbieter in Remscheid.

Bernd Andres sieht sich in seiner Haltung, Kunde zweiter Klasse zu sein, durch die Tatsache bestärkt, dass die Preise für die Schließfächer nicht mehr auf der Internetseite der Sparkasse zu finden sind. Und dass der Kundenberater ihm riet, doch zu einer anderen Bank zu wechseln. "Er meinte, wenn ich schon bei einer anderen Bank mein Konto hätte und dort zufrieden sei, sollte ich mir dort ein Schließfach nehmen."

(RP)
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