Remscheid Kundenzahl steigt - Caritas schafft neue Stellen

Remscheid · Verband greift für Finanzierung auf Rücklagen zu. Forderung: Bund und Land sollen mehr Geld investieren.

Der Caritasverband Remscheid hat auf die steigende Kundenzahl in fast allen Bereichen reagiert und das Personal im vergangenen Jahr aufgestockt. Rund 100 Mitarbeiter beschäftigt die Caritas aktuell. Rund 80 Prozent der Ausgaben sind Personalausgaben. Die Finanzierung zu stemmen, ist nur eine Aufgabe von vielen, die den Verband im letzten Jahr beschäftigte.

"2015 war für uns ein turbulentes Jahr", sagte die erste Vorsitzende Sandra Engelberg bei der Präsentation des Jahresberichts. Rund 3,83 Millionen Euro hat der Verband ausgegeben. Zwar standen mehr Mittel zur Verfügung. Diese Gelder wurden allerdings direkt in neue Stellen investiert.

Speziell im Bereich der Flüchtlingsarbeit herrscht ein steigender Bedarf. Doch auch die Wiederbesetzung des Tagescafés und die Schaffung einer zweiten halben Stelle in der Jugendarrestanstalt in Lüttringhausen trugen zu den Kosten bei.

Es mussten viele Eigenmittel der Caritas zur Verfügung gestellt werden. Die Folge: Der Finanzabschluss für 2015 weist ein größeres Minus als 2014 auf. Die Lücke wurde durch Rücklagen geschlossen. Die kostenlosen Angebote sollen aber weiterhin bestehen. "Wir sind Solidaritätsstifter und das ist besonders in diesen Zeiten wichtig", betonte Engelbert. Die Caritas sei weiterhin eine Anlaufstelle für alle Menschen.

Karin Dasbach, zweite Vorsitzende der Caritas, fand auch kritische Worte: "Die soziale Landschaft kann es nicht zum Nulltarif geben. Da muss von Land, Kommune und Bund investiert werden, genauso wie in andere Dinge auch". Das Führungsgespann sieht dabei vor allem dringend Handlungsbedarf für Präventionsangebote wie die Frühe Hilfe für Mütter, um Problemen frühzeitig entgegensteuern zu können.

Die allgemeine soziale Beratung wurde im vergangenen Jahr mit 512 Beratungen verstärkt genutzt. Hauptthema sei hier Armut, merkte die Fachbereichsleitung Dorothee Biehl an. Das betreffe nicht immer nur Leute, die Transferleistungen beziehen oder eine kleine Rente haben. Gerade bei vielen alleinstehenden Frauen mit Kindern reiche das Geld oft nicht aus. Zudem sei auch die Nutzung der Kleiderkammer mit 3105 Nutzern groß, ein Drittel davon sind Kinder.

Das Thema Armut wird die Caritas weiter beschäftigen. Ihr langfristiges Ziel: die Anhebung der Regelsätze. Auch Beschäftigungsmöglichkeiten für Langzeitarbeitlose stehen auf der Agenda. Ein erster Schritt mit der Verlängerung des Projekts "Stromspar-Check" bis 2019 ist gemacht.

Außerdem sollen die Wohnungsnothilfe und die Seniorenarbeit für 2017 mit neuen Stellen ausgebaut werden. Eine Ausschreibung für die sozialorientierte Arbeit mit Senioren läuft. Die ambulante erzieherische Hilfe feiert zudem 30-jähriges Bestehen in diesem Oktober.

(RP)
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