Remscheid Kunstlabor Honsberg soll Stadtteil beflügeln

Remscheid · Die kleine Kunstszene im Arbeiterviertel strahlt mittlerweile weit über die Stadtgrenzen hinaus. Davon erhoffen sich Politik und Stadtplaner auch Impulse für den Stadtumbau-Prozess.

 Beim Streetart-Festival im vergangenen Sommer entstand dieses Wandbild.

Beim Streetart-Festival im vergangenen Sommer entstand dieses Wandbild.

Foto: Röser

In der Kulturwerkstatt "ins Blaue" in der Siemensstraße durften Politiker, Journalisten und Gäste der Uni Dortmund am Mittwochabend schon einen ersten exklusiven Blick auf die Ausstellung werfen, die dort am Sonntag eröffnet wird. "Human Dialogs" zeigt Gemälde, Skulpturen und Objekte unter anderem von zwei Kunstprofessoren aus Polen. Im Nachbarland wurde sie schon gezeigt, nun ist sie nach Remscheid gewandert. Eine Kooperation, die den Geist der Initiative spiegelt. Menschen über kulturelle Grenzen hinweg ins Gespräch bringen, das passt gut zum Stadtteil Honsberg, wo viele Migranten leben.

 Im Treppenhaus der Kunstschule Heimat begann der Rundgang.

Im Treppenhaus der Kunstschule Heimat begann der Rundgang.

Foto: Jürgen Moll

Bewusst hatte Bezirksbürgermeister Otto Mähler (SPD) in seiner Reihe "BV vor Ort" auf den Honsberg geladen. Er wolle zeigen, "dass sich hier etwas tut, auch wenn das manche Leute anders sehen".

Die zweistündige Tour begann im Nachbarhaus, das ebenfalls von der Wohnungsbaugesellschaft Gewag zur Verfügung gestellt wird. Hier probieren sich Kinder aus dem Stadtteil gerade an der Staffelei oder an der Werkbank aus. Kunstpädagogin Ute Lennartz-Lembeck könnte die "Kunstschule Heimat" problemlos an einem weiteren Tag öffnen, berichtet sie. Anfragen gebe es genug. Doch dafür braucht sie Spenden. Das Angebot soll offen für alle Kinder sein, eine Teilnahmegebühr würde eine Auswahl bedeuten, erklärt sie. Ab und zu bittet sie mal um fünf Euro für das Arbeitsmaterial.

Die "Kulturwerkstatt" um den Vorsitzenden Mariusz Mateja ist mittlerweile ein eingetragener Verein, darf also Spendenquittungen ausstellen. Mateja wohnt seit einigen Jahren an der Honsberger Straße und sieht viel Potenzial im Stadtteil. Seine Überzeugung: Kunst kann im "Labor" Honsberg der Katalysator für einen Schuss Urbanität sein, der Remscheid bisher abgeht. Als Beispiel nennt er das Streetart-Festival, bei dem Künstler vieler Nationen 2016 nach Remscheid kamen. Die zahlreichen wandhohen Bilder sind ein ganz eigenes Fassadenprogramm. "Am Wochenende spazieren hier die Leute mit der Kamera rum und machen Bilder davon", erzählt er. Derzeit laufen die Nutzungsänderungen für mehrere leer stehende Häuser an der Halskestraße. Hier sollen bald Designer und Filmstudenten aus Köln und Düsseldorf arbeiten. Kurse könnten gegeben werden, etwa "Graffiti für Senioren".

Vernetzung sei wichtig beim gemeinsamen Ziel, das Image des Stadtteils zu verbessern, sagt Ute Friedrich-Zielas vom Stadtteil e. V. beim anschließenden Treff im Stadtteilzentrum Lindenhof. In der Stadtteil-Konferenz treffen sich dort alle Akteure wöchentlich, um Aktionen zu planen. Dazu gehört neben der Kulturwerkstatt auch das Planungsbüro Stadtkinder. Im Auftrag der Stadt beraten die Mitarbeiter bei ihrer wöchentlichen Sprechstunde unter anderem Hausbesitzer über Fördermöglichkeiten bei der Neugestaltung der Fassaden. Finanziert werden die Stadtkinder aus dem Förderprogramm Stadtumbau West des Landes. Neben dem Honsberg kümmern sie sich auch um Stachelhausen. "Wir wollen die Potenziale des Stadtteils sichtbar machen", sagt Peter Apel. In der kommenden Woche hat er einen Termin bei einer Stiftung. Es geht um finanzielle Unterstützung für die Kulturwerkstatt.

(RP)
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