Remscheid Kunstrasen - ein teurer Spaß

Remscheid · Jeder Fußballverein im Stadtgebiet ist glücklich, wenn seine Mannschaften auf Kunstrasen trainieren können. Doch Sportsoziologe Professor Dr. Horst Hübner von der Bergischen Universität rät davon ab, noch mehr Sportplätze mit diesem für Spieler auch im Winter komfortablen Untergrund auszustatten.

 Auf dem in Lüttringhausen wird auf Kunstrasen gekickt. Archivfoto: Moll

Auf dem in Lüttringhausen wird auf Kunstrasen gekickt. Archivfoto: Moll

Foto: Jahnplatz

In der Sitzung des Sportausschusses legte der Wissenschaftler dar, dass die Unterhaltung solcher Plätze einen großen Kostenaufwand von jeweils rund einer Viertel Million Euro nach sich zieht. "Die Decke des Kunstrasens muss spätestens nach 15 Jahren erneuert werden. Dazu müssen Sie Mittel zurückstellen", erläuterte er. Für eine finanzschwache Stadt wie Remscheid seien weitere Kunstrasenplätze demnach kaum zu stemmen.

Derzeit gibt es sechs Kunstrasenplätze, in Bliedinghausen ist er halb fertig. Zwei Mal wird auf Naturrasen gespielt, sieben Aschenplätze stehen den Kickern zur Verfügung. Fokussiert auf den Fußballsport seien die Anlagen Jahnplatz Lüttringhausen, Bergisch Born, Honsberg und Am Stadtpark fast überlastet. Eine mittlere Auslastung stellte die von Professor Hübner geleitete Untersuchung in Reinshagen, Bliedinghausen, Neuenhof, Hackenberg und im Röntgen-Stadion fest. Eher schwächer frequentiert seien die Anlagen Klausen und Neuenkamp, was aber keinesfalls auf eine mindere Qualität der dort trainierenden Vereine Rückschlüsse erlaube.

Bei der derzeitigen Anzahl müsse man davon ausgehen, dass in naher Zukunft alle zwei bis drei Jahre einer der Kunstrasenflächen erneuert werden müsse. Dies gebe der Sportetat wohl kaum her und für die Vereine seien diese beträchtlichen Summen auch nicht zu stemmen. "Aus finanzieller Sicht ist in Ihrer Stadt die Kunstrasenobergrenze erreicht", sagte Hübner.

Aufgrund des demografischen Wandels werde sich die Zahl der aktiven Sportler vermutlich in allen Bereichen etwas verringern. Somit konkurrierten alle Sportvereine um den weniger werdenden Nachwuchs. Welche Auswirkungen der Flüchtlingszuzug auf die Nachfrage nach Sportmöglichkeiten haben werde, sei heute noch nicht verlässlich zu sagen.

Fest steht indes, dass die Kommune sich um die Qualität auch ihrer Sporthallen Gedanken machen muss. Denn von 53 kommunalen bzw. vereinseigenen Hallen sind 22,4 Prozent vor 1950 entstanden, hat Oliver Wulf, ebenso vom Fachbereich Sportsoziologe an der Uni Wuppertal, ermittelt. Damit gebe es einen erhöhten Instandhaltungsbedarf bei gleichzeitiger nicht mehr zeitgemäßer Funktionalität. Der Hallenbedarf nehme langfristig nur leicht ab, weil der Gesundheitssport mehr in den Fokus rücke. Auch dafür würden Kapazitäten gebraucht. Außerdem dürfe der Umbruch in der Schullandschaft nicht außer Acht gelassen werden.

"Der Neubau der Dreifachhalle am Röntgen-Gymnasium ist absolut notwendig", zeigte Wulf auf. Denn einen Fehlbedarf an Hallenkapazitäten gebe es aktuell bei den Ballsportarten, die mit einer vergleichsweise kleinen Gymnastikhalle nicht auskommen. Gerade von diesen Sportstätten gebe es aber mit 15 Hallen ausgesprochen viele in Remscheid.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort