Remscheid Lachsalven beim Chansonabend in Goldenberg

Remscheid · "Diese Veranstaltung ist nicht vergiftet oder vergessen, aber wir bitten um Verzeihung." Mit diesen Worten begrüßte Ulrike Donner am Samstagabend die Gäste in der fast voll besetzten evangelischen Kirche am Goldenberg. Sie begründete die spontane Veranstaltungsänderung des angekündigten Chansonabends "Vergiften, Vergessen, Verzeihen" mit der Erkrankung der Sängerin Reinhild Köhnke.

 Szene aus dem Chansonabend "Vergiften, Vergessen, Verzeihen".

Szene aus dem Chansonabend "Vergiften, Vergessen, Verzeihen".

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Kurzentschlossen entschied sich Mezzosopranistin Sandra Schares den konzertanten Abend mit der, ebenfalls mehrfach ausgezeichneten Musikerin und Musikpädagogin Maren Donner zu bestreiten. Die gebürtige Remscheiderin absolviert seit knapp fünf Monaten in Wien einen Aufbaustudiengang an der Universität für Musik.

Wenig Zeit blieb den Musikerinnen, um ein "adaptiertes, aber nicht weniger gehaltvolles und amüsantes Konzert zu bestreiten", verriet die Moderatorin. Ein genialer, mit Lachsalven gespickter Abend, bot sich dem begeisterten Publikum. Zwischen Akkordeon und Piano jonglierend, schlüpfte Donner in die Rolle der skeptischen Journalistin, die der medienbekannten Künstlerin "Schares" die Wahrheit über deren Leben und Denken entlocken will. Kokettierend, mit passendem Liedgut konternd, wand sich Schares geschickt gegen ein konkretes Ja oder Nein als Beantwortung der eindringlichen Fragestellungen. "Irgendetwas stimmt nicht an Ihrer Biografie!", mutmaßte die "Reporterin" und schon offenbarte die Chansonniere "Eine kleine Sehnsucht (Friedrich Hollaender) "braucht jeder zum Glücklichsein". Das mimisch perfektionierte Zusammenspiel der beiden Kontrahentinnen wurde ergänzt durch einen Hörgenuss. Die zart fließenden Töne des Pianos oder des Akkordeons boten eine Plattform für die exzellente Vokalakrobatik und dem Stimmvolumen der Sängerin.

Der immer mehr aufgedeckte wahre Charakter der "Schares" brachte Wünsche, Sehnsüchte, Hoffnungen und pure Lust auf Leben zum Ausdruck. Der Frage "Ob Alkohol über ihr Männerproblem hinweg hilft?" folgte eine herrliche Szenerie, bei der das "Ich liebe dich" aus "Lola Blau" von Georg Kreisler viele Lacher hervorrief. Verheiratet mit einem Künstler, die eigenen Bedürfnisse stets zurückstecken müssend, ist sie gelegentlichen amourösen Abenteuern nicht abgeneigt. Doch "Solange Bill mich will" (aus dem Musical "Oliver!" von Lionel Bart) scheint die Scheinwelt in Ordnung zu sein. Den Rachegedanken an ihren Ex-Mann brachte sie dem Publikum mit "Warts nur ab Henry Higgens" (aus "My fair Lady") nahe.

Mit einer "Tastenspende" für das betagte Piano baten die Musikerinnen nach ihrer Zugabe um eine "Zugabe", als Dank für die Kooperation der Kirchengemeinde mit dem Kulturkreis.

(RP)
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