23 Fahrzeuge stillgelegt Remscheider Polizei nimmt Tuner-Szene ins Visier

Remscheid · Sie protzen und sorgen für jede Menge Lärm: Die Tuning-Szene in Remscheid-Lennep hat in den vergangenen Wochen viele Anwohner verärgert. Nun rückt sie verstärkt in den Fokus der Polizei.

 Polizisten kontrollieren Fahrzeuge. (Symbolfoto)

Polizisten kontrollieren Fahrzeuge. (Symbolfoto)

Foto: dpa, reh tba

In einer konzertierten Aktion hat sich die Polizei auf Bitten des Ordnungsamtes in den vergangenen Wochen der sogenannten Tuner- und Poserszene in Lennep angenommen. Für die Anwohner im Bereich zwischen Kölner Straße und Lenneper Bahnhof sind die zumeist jungen Besitzer aufgemotzter Autos zu einem massiven Ärgernis geworden, weil diese mit ihren nach technischen Änderungen oft sehr lauten Autos vor allem in den Abendstunden um den Block fahren.

Dass die Anwohnerbeschwerden Hand und Fuß haben, zeigt das Ergebnis der zahlreichen Kontrollen. 23 Autos seien nach einer Überprüfung durch die Polizei stillgelegt worden, berichtete Ordnungsamtsleiter Jürgen Beckmann im Ausschuss für Bürger, Umwelt und Ordnung. 19 aufgemotzte Wagen landeten auf Hängern zum Abtransport, weitere vier stellte die Polizei sicher. Insgesamt, so Beckmann, habe die Polizei 19 weitere Anzeigen wegen technischer Mängel gefertigt. Hinzu kam ein Einsatz wegen Ruhestörung im Rewe-Parkhaus, bei dem vier Platzverweise erteilt wurden und die Polizei Strafverfahren einleitete.

Einige fahren Rennen

Jochen Borst, Chef der Remscheider Polizeiinspektion, hatte unlängst versichert, dass seine Kollegen die Szene auf dem Rewe-Parkdeck schon länger im Visier haben. Für Borst handelt es sich nicht um eine homogene Gruppe. Da seien welche darunter, die sich nichts zu Schulden kommen ließen, aber auch andere, die ihre Motoren aufheulen lassen, um für Lärm zu sorgen, oder welche, die sich auf der Straße Rennen liefern.

Die Remscheider Polizei hatte die Experten des Verkehrsdienstes aus Wuppertal dazu geholt. Die fanden an den kontrollierten Autos jede Menge Manipulationen, die nicht erlaubt sind. "Die Polizei hat die Szene aufgemischt", fasste Jürgen Beckmann zusammen. Der Leiter des Bürgeramtes hatte im Juni erklärt, dass die Stadt das Problem mit eigenen Kräften nicht in den Griff bekomme.

Die Aktion der Polizei zeige nachhaltige Wirkung, berichtete Beckmann. Bei einem Termin in anderer Sache in Lennep hätten Anwohner den Mitarbeitern des Ordnungsamtes berichtet, dass es nun merklich ruhiger in dem genannten Bereich geworden sei.

Gibt es in Remscheid eine Raserszene?

Die Polizeiaktion ist die Reaktion auf einen einstimmigen Beschluss der Bezirksvertretung Lennep vor der Sommerpause. Dort war auf Initiative der CDU ein Sofortprogramm für die Kölner Straße beschlossen worden, in dem unter anderem Schritte gegen zu schnelles Fahren und gegen die Lärmbelästigung durch die getunten Autos gefordert werden.

Den Eindruck, dass die Kölner Straße oder die Bahnhofstraße auch Rasermeilen sind, bestätigten die Messungen des Ordnungsamtes allerdings nicht eindeutig. Zwei Wochen lang erfasste ein Seitenradar-Messgerät und das Tempo-Display der Stadt die gefahrenen Geschwindigkeiten. Ergebnis: Zwar hält sich kaum jemand an die Tempo-30-Begrenzung, die Tempoüberschreitungen seien aber nicht so eklatant, dass man von Rasen sprechen könnte, so Beckmann.

Mit 95 durch Tempo-30-Zone

Natürlich gebe es aber Ausnahmen: Die Spitzenreiter waren mit unverantwortlichem Tempo durch die 30er-Zone gejagt. Einmal mit 93 Kilometer pro Stunde, auf der anderen Seite mit 95. Wenn die Sünder tatsächlich mit ihren Kennzeichen registriert worden wären, rechnet Beckmann ihnen vor, hätte sie das 480 Euro Bußgeld, zwei Punkte in Flensburg und ein dreimonatiges Fahrverbot gekostet.

Die Polizeieinsätze passen in die Sofortmaßnahmen zur Verbesserung von Sauberkeit, Ordnung und Sicherheit im Bereich der Kölner Straße. Für diese hatte sich die CDU erstmals in der Bezirksvertretung Lennep Ende April stark gemacht. In dem Katalog geht es nicht nur um ein Vorgehen gegen Raser, sondern auch gegen Müllsünder, für mehr öffentliche Abfallbehälter, ein Reinigungskonzept sowie eine Hotline der Technischen Betriebe, bei denen Verunreinigungen gemeldet und behoben werden können. Die CDU regt auch verstärkte Streifengänge und -fahrten im Rahmen der engeren Verzahnung von Kommunalem Ordnungsdienst und der Polizei entlang der Kölner Straße an.

(RP)
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