Fremdenfeindliche Schmierereien Lenneper Händler fühlen sich nicht angesprochen

Remscheid · Unbekannte schmierten in der Lenneper Altstadt am Wochenende fremdenfeindliche Schriftzüge auf Schaufenster. Der Staatsschutz untersucht den Fall. Ein Zusamenhang mit fremdenfeindlichen Taten aus der Vergangenheit ist wohl unwahrscheinlich.

Am Buchstaben L im Schaufensterlogo des Fitnessstudios "Lady Well" in Lennep kleben neongelbe Farbreste. Mit ihren Fingernägeln versucht Mitarbeiterin Kim Brucks die Farbpartikel abzukratzen. "Hier sind die Reste der Graffiti leider noch zu sehen", sagt die Fitnessökonomin, "aber mit einem Nagellackentferner konnte ich Sonntagmorgen zum Glück das Gröbste entfernen. Trotzdem ist das Logo beschädigt". Unbekannte hatten in der Nacht von Samstag auf Sonntag ein Hakenkreuz an die Schaufensterscheibe gemalt. Das Studio hat Anzeige erstattet.

Händler fühlen sich nicht angesprochen

Das Fitnessstudio an der Kölner Straße ist nur einer von sieben Tatorten. Zwischen Samstagabend, 22 Uhr, und Sonntagnacht, 1 Uhr, beschmierten einer oder mehrere Täter Schaufenster und Fassaden an der Kölner und Wetterauer Straße. Dabei handelte es sich um Graffiti mit teils fremdenfeindlichen Hintergrund und verfassungswidrigen Symbolen.

Der Schriftzug "Nigger" leuchtete am Sonntagmorgen auf der Scheibe des Kosmetikstudios "Babylon". Inhaberin Azra Cokovic sei zunächst schockiert gewesen, denn sie führe den Laden schon seit fünf Jahren und habe bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht. "Ich wüsste nicht, weshalb ich mich angesprochen fühlen sollte, ich komme aus Montenegro", sagt die Kosmetikerin. "Ich weiß nicht, wer es war und warum, aber vielleicht war es mehr jugendlicher Unfug als eine gezielte Tat mit rechtem Hintergrund".

Vier Dutzend rechtsextreme Taten seit November 2015

Eine Welle der rechten Gewalt, die im vergangenen Jahr besonders über Lennep geschwappt war, ebbte nach Polizeiangaben zum Jahresende ab. Mehr als vier Dutzend Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund hatte der Staatsschutz seit November 2015 in Remscheid gezählt. Schwerpunkte waren Lennep und Lüttringhausen, wo unter anderem mehrfach die Schaufensterscheiben des Lotsenpunkts der Caritas und des F(l)airladens demoliert wurden - Einrichtungen, die sich für die Flüchtlingshilfe engagieren. "Eine Ermittlungskommission des Staatsschutzes untersucht den Fall", sagt ein Polizeisprecher.

Was sich den Beamten und auch den Händlern nicht erschließt: Neben Hakenkreuzen malten die Täter auch den Begriff "Anarchie". Auf der Schaufensterscheibe ihres Reisebüros entdeckte Gerda Brüning ein Graffiti. Sie hat es mittlerweile entfernt, ein Foto der grünen Schmiererei aber bei Facebook veröffentlicht. "Das könnte ein eingekreistes A sein", sagt Brüning, "für mich sieht es eher danach aus, als wusste der Täter nicht, was er malen soll." Erst vor zwei Wochen hatte sie ein Graffiti auf ihrer Scheibe entdeckt - und auch hier nichts erkennen können.

Der Staatsschutz sucht Zeugen. Wer im Bereich der Tatorte etwas Verdächtiges beobachtet hat, wird gebeten, sich bei der Polizei unter Telefon 0202/284-0 zu melden.

(laha)
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