Remscheid Lieder über die Sehnsucht nach Normalität

Remscheid · "The Good Ones" aus Ruanda gaben in der Reihe "Klangkosmos" ein Konzert im Teo Otto Theater.

Vier Männer, zwei Gitarren, eine metallisch klingende Rassel, ein Paar Schuhe und vier Stimmen. Das ist die Musikgruppe "The Good Ones" (Die Guten) aus Ruanda. Nein, so wie Adrien Kazigira, Janvier Havugimana, Stani Hitimana, und Javon Mahoro auf dem transportablen, kleinen Podest im Forum des Teo Otto Theaters stehen, könnte ihnen kein Mensch etwas zuleide tun. Es ist anzunehmen, dass sie gleichwohl vor rund 20 Jahren dem Tod ins Auge blicken mussten. Damals wurden in einem Völkermord in Ruanda rund eine Million Menschen getötet. "The Good Ones" singen bei diesem Konzert im Rahmen der Reihe "Klangkosmos" über ein normales Leben. Ihre Lieder entspringen diesem Wunsch wie sich öffnende Blütenblätter im Frühling, die Friede und Wachstum prophezeien.

Der Kopf der Gruppe ist Adrien Kazigira. Er komponiert die meisten Lieder. Sie erzählen sein eigenes Leben und das, was er in seinem Umfeld gehört hat. Das erste Lied, so vermittelt es ein Übersetzer, handelt davon, dass verliehenes Geld nicht zurückgegeben worden ist. Er hat es geschrieben, damit "alle Bescheid wissen, dass man so etwas nicht tun darf". Und dann geht's los.

Für europäische Ohren ein überraschender Wohlklang: einprägsame, gleitende, harmonische Melodie, mehrstimmig gesungen. Kazigira zupft einfache Volksliedakkorde - F, C, G -, die andere Gitarre wird als melodiöser Bass benutzt. Er bringt Rhythmus in die Musik und sorgt für die Übergänge von einem Akkord zum anderen. Das Ganze klingt ein wenig wie das spanische, weltbekannte Lied "La Bamba", allerdings melodischer und auch ruhiger.

Mit diesem Stil verbreiten "The Good Ones" während des gesamten Konzerts gute Laune. Aber nicht überschwänglich. Der Bassist steht da wie angewurzelt, auch die anderen zwei bewegen sich nur minimal. Nur der Hauptsänger Javon Mahoro zappelt und tanzt. Manchmal stecken seine Hände in klobigen Schuhen, deren Sohlen er als Percussion-Instrument benutzt. Seine Bewegungen bringen das Podest in Schwierigkeiten - die Mikrofone tanzen mit. Mahoro springt runter und bewegt sich entlang dieser kleinen Bühne. Sein Tanz erinnert an die Bewegungen eines großen Vogels mit ausgebreiteten Schwingen, manchmal scheint er auch wie Vogel Strauß zu rennen. Es bereitet Freude, ihm zuzusehen. Dazu der gefällige Singsang - es ist authentische Musik. Das Publikum klatscht mit. Gleichwohl entsteht der Eindruck, dass die Musiker mit gebremstem Schaum spielen. Irgendetwas scheint sie zu bedrücken. Vielleicht ist es auch nur die europäische Kleidung, in der sie stecken.

(begei)
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