Remscheid Lieder von der leuchtenden Sehnsucht

Remscheid · Heike Bader, Uta Schmitter-Klisch und Siegfried Landau widmeten das Konzert dem Musikkritiker Ulrich Mutz.

 Heike Bader (r.) und Uta Schmitter-Klisch beim Konzert im Foyer des Teo Otto Theaters.

Heike Bader (r.) und Uta Schmitter-Klisch beim Konzert im Foyer des Teo Otto Theaters.

Foto: Nico Hertgen

In den Texten der Lieder von Robert Frank, Max Reger und Robert Schumann zählte der Remscheider Pfarrer Siegfried Landau 30 mal das Wort "Wald", acht mal "Frühling". Als Moderator war er für den verhinderten Berliner Bodo Primus im Liederabend von Mezzosopranistin Heike Bader und Pianistin Uta Schmitter-Klisch eingesprungen. Lebhaft und anteilnehmend erläuterte er die Bedeutung dieser Klischees als Bilder für die Verlustgefühle der Menschen im 19. Jahrhundert.

Wahrheit und Schönheit entsprachen nicht mehr der Wirklichkeit, die sich durch Technisierung und soziale Probleme beängstigend verändert hatte. Das Publikum im voll besetzten Foyer des Teo Otto Theaters erlebte jedoch jenseits der Klischees in den beiden Stunden kurz vor dem Beginn des benachbarten Fußball-Public-Viewings einen wundersamen Weg zur Schönheit dieser Lieder vom Verlust, von der Sehnsucht, von den Gefühlen in der Natur, von Glückserwartung und Fremdheit.

Das Konzert begann mit stürmischer Freude eines Liedes von Robert Frank (1815-1892) nach einem Text von Friedrich Rückert. Inneres Weinen war im Lied "Aus meinen Schmerzen" zu spüren. Gleich in diesem Gegensatz wurde deutlich, wie intensiv Heike Bader sich in die jeweilige Komposition hereinarbeitet, wie genau Pianistin Uta Schmitter diesen Weg vorbereitet, umhüllt, nachklingen lässt. Ihr Spiel antwortet dem Gesang. Es baut einen Klangraum, in dem sich Heike Baders Mezzo kraftvoll, leuchtend entfaltet, und in der Tiefe des Zauberwaldes dämonische Farben malt. Nach den eher konservativ, die Erinnerung an die Vergangenheit bewahrenden Lieder von Robert Franz folgten sechs Lieder von Max Reger, dessen 100. Todestag am 11. Mai zu vielen Konzerten Anlass gab.

Siegfried Landau machte auf seinen Weg zu den Formen des Expressionismus aufmerksam. In Heike Baders Interpretation des Linden-Liedes wurde ein leichter Anflug von liebevoller Ironie hörbar; eine schimmernd leuchtende Ausmalung feierte ihr Gesang in "Herzens Krönelein".

Expressiv, zu gesteigerter Kraft entschlossen, überzeugten die Lieder von Gabriel Fauré, in zugreifender Aneignung französischer Farben, der schwingenden Melodik in einer befreienden Wildheit, in kongenialem Zuspiel durch Uta Schmitter-Klisch. Weite Bögen des kühlen Mondlichts schilderten Musik und Gesang.

Schmerzhafte Brechungen, dann glücklich und schnell strömende Meeres-Wellen waren zu spüren. Von Wind gefüllte Segel erschienen im herrlichen Matrosenlied. Nach der Pause berichtete Moderator Siegfried Landau, dass Heike Baders Ehemann, der leidenschaftliche Musikwissenschaftler und Kritiker Ulrich Mutz schon das Programm dieses Liederabends, wie die früheren, mit ihr gemeinsam geplant habe. Ihm, dem plötzlich und viel zu früh Verstorbenen widmeten die drei das Konzert, das mit dem Eichendorf-Liederzyklus von Robert Schumann abschloss. Heike Bader sang und prägte auch schauspielerisch überzeugend die märchenhaften Stimmungen der dämonischen Verwandlungen heiterer Idylle, die Stille der "Mondnacht", der Schauder des "Zwielichts", die Metamorphose zur übersprudelnden Freude im Frühling.

Langen, herzlichen Beifall spendete das Publikum.

(RP)
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