Remscheid Manche Todesursache bleibt im Unklaren

Remscheid · Die meisten Menschen in Remscheid sterben zwischen Januar und März im Krankenhaus.

Das Remscheider Gesundheitsamt ist zuständig für die amtsärztlich vorgeschriebene Leichenschau für alle drei bergischen Großstädte. Mittlerweile könne man davon ausgehen, dass mehr als 50 Prozent aller Beisetzungen als Urnenbestattungen stattfinden, sagt Gesundheitschef Dr. Frank Neveling. Vor der Einäscherung muss es immer eine ärztliche Beguachtung des Toten geben. Pro Jahr kommt es im Verantwortungsbereich des Amtes zu rund 5000 durchgeführten Leichenschauen. Intensivfachkrankenpfleger Mirko Klein hat nun im Rahmen einer Bachelorarbeit alle Daten auf anonymisierter Basis ausgewertet. Insgesamt waren drei Studenten an der Analye beteiligt, die einen möglichen Zusammenhang der Klassifikation der Todesart, dem Sterbeort und dem Arzt, der den Toten anschaut, untersucht hat. Rechtsmediziner machten immer wieder darauf aufmerksam, dass nicht jeder Fall in Gänze richtig und zuverlässig ausgeführt werde. "Die Kritik trifft aber nicht nur die Ärzte, sondern auch die Organisation und die Strukturen", stellte Klein fest. Bemerkenswert sei, warum in 13 Prozent der vorgelegenen über 8000 Totenscheine die Todesursachen als unklar klassifiziert wurden, es aber insgesamt nur zu 34 Obduktionen gekommen sei. "Aus Sicht von Rechtsmedizinern ist das ein großes Manko." Allerdings werde nicht jeder unklare Tod einer rechtsmedizinischen Begutachtung zugeführt. Die Kosten seien von der Gesellschaft nicht zu tragen.

Für Frank Neveling hat die Untersuchung gezeigt, dass Standards zu erarbeiten sind, wie im Sterbefall zu verfahren ist. Dies müsse in Info- und Weiterbildungsveranstaltungen an alle vermittelt werden, die in irgendeiner Weise mit dem Leichenschauwesen zu tun hätten. Für eine Begutachtung inklusive der erforderlichen Dokumentationen erhält ein Mediziner zwischen 17 und 50 Euro. Keine angemessene Honorierung für eine Arbeit, für die man bei zuverlässiger Ausführung zwischen einer und anderthalb Stunden Zeit einplanen müsse und die für jeden Kollegen eine große Belastung darstelle, befand Neveling. "Wir brauchen im System Qualiatät. Denn mitunter geht es im Sterbefall ja auch um versicherungsrechtliche Dinge, etwa wenn es sich um die Folgen oder Spätfolgen eines Unfalls handelt."

Für das Gesundheitsamt hat die Auswertung zudem gezeigt, dass zwischen Januar und März und bei extremer Sommerhitze die meisten Todesfälle zu verzeichnen sind. Dies zeige, dass man weiterhin deutlich auf die Notwendigkeit der Grippeschutzimpfung für den gefährdeten Personenkreis und die Pflegeheime auf das Erfordernis einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr für die Bewohner aufmerksam machen müsse. Und noch einen Aufschluss hat die wissenschaftliche Untersuchung gebracht: "Eigentlich möchte jeder im häuslichen Umfeld sterben. Die weitaus meisten Menschen sterben jedoch im Krankenhaus. Aus dies zeigt uns, wie dringend wir ein Hospiz brauchen", warb Neveling für die Bemühungen des engagierten Fördervereins.

(RP)
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