Remscheid Marktschreier sind nicht zufrieden

Remscheid · Fünf Marktschreier waren von Donnerstag bis gestern auf der Remscheider Alleestraße zu Gast und versuchten Wurst, Fisch und Käse an den Kunden zu bringen. Bis Samstag zumindest lief es für die Marktprofis gar nicht gut. Die Remscheider kamen gucken, nahmen den Händlern aber nur wenig Ware ab.

Lautstark, mit humorvoll und deftigen Ansagen warb Wurst-Achim gewohnt locker für seine Fleischware. "Hier der leckere Schinken, die französische Salami, der spanische Chorizo, alles lecker und gut, die vollgepackte Tüte für 15 Euro", ruft er über den Platz auf der oberen Allee, wo zahlreiche Passanten stehenbleiben und gucken. "Ja Mensch Leute, da müsstet ihr euch drauf stürzen wie 100 Mann mit Durchfall auf eine Toilette." Die Passanten schmunzeln, schauen sich an. Doch kaum einer tritt vor, um Wurst-Achim seine Tüte voller Köstlichkeiten abzukaufen. Neben an ruft Aal-Ole resigniert: "Hallo Remscheid."

Der Thüringer Martin Fischer, der den Stand des Aal Oles betreibt, ist ratlos und ziemlich enttäuscht: "Es ist gar nicht gut", sagt er. "Totale Flaute." Seine Aale für 20 Euro sind den Remscheidern offensichtlich zu teuer. "Normalerweise mach ich das nie, aber hier biete ich schon den halben Aal für zehn Euro an, damit ich wenigstens etwas wegbekomme." Im vergangenen Jahr hatte er noch ordentlich Umsatz gemacht. "Ich hatte mich eigentlich sehr auf Remscheid gefreut. Im letzten Jahr war ich komplett ausverkauft. 8000 Euro Umsatz. Diesmal wird nicht mal ein Drittel davon zusammenkommen."

Obwohl das Wetter am Samstagmittag für Remscheider Verhältnisse stabil war und ab und zu sogar die Sonne schien, und sich reichlich Menschen auf der Alleestraße tummelten, lief es auch beim Käse-Max einige Meter weiter unten überhaupt nicht. "Leute, ihr sollt euer Geld loswerden", ruft er, nachdem sich keiner auf seine Tüte voller Käsevariationen stürzt. "Die Leute wollen uns Blöden nur bei der Arbeit zugucken", sagt Fischer.

Marianne Blumberg ist eine von vielen Passanten, die sich die Marktschreier anschaut. "Ich fühle mich überhaupt nicht angesprochen, wenn die hier so rumbrüllen", sagt die Seniorin etwas skeptisch. Andrea Kleine dagegen holte sich bei Wurst-Achim eine gut gefüllte Tüte. "Ich finde das schon eine tolle Sache für die Alleestraße. So kommt mal endlich etwas Leben rein." Gekauft habe sie die Ware aus Neugier, aber an erster Stelle auch, "um die Aktion zu unterstützen. Das ist schließlich wie auf dem Weihnachtsmarkt. Nachher wundern wir uns, dass es nur Fressbuden gibt und keine Kunsthandwerker, obwohl wir nichts bei ihnen kaufen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort