Remscheid Markus Segschneider bietet atemberaubende Gitarrenmusik

Remscheid · Es ist kein Geheimnis: Fürs Gitarrespielen sind zwei Hände nötig. Doch zwei Hände und zehn Finger so kunstvoll auf Saiten und Gitarrenhals rhythmisch und melodiös synchron zu arrangieren, dass dabei Atemberaubendes herauskommt: Das kann einem schon in ungläubiges Staunen versetzen.

 Markus Segschneider zeigte sich im Lenneper Rotationscafe als wahrer Saitenkünstler.

Markus Segschneider zeigte sich im Lenneper Rotationscafe als wahrer Saitenkünstler.

Foto: Jürgen Moll

Zu der Riege solcher Saitenkünstler und Flitzefinger gehört der Kölner Markus Segschneider. Kürzlich noch in Wermelskirchen in Peter Fingers "Guitarnight" zu hören und zu sehen, zeigte er jetzt im Rotationscafé, dass er den Titel seines Soloauftritts "Hands at work" (Hände bei der Arbeit) zu Recht gewählt hatte.

Sein Gitarrenspiel zu beschreiben, erfordert Fantasie. Segschneider nennt es bescheiden "Fingerstyle" - also die gleichzeitige Benutzung aller zehn Finger. Bei der Menge seiner benutzten Stilmittel und Ausdrucksformen - von Folk über Country, Pop, Rock bis zum Jazz ist alles dabei - ist die Frage berechtigt: Wofür schlägt Markus Segschneiders Herz am heftigsten? Die Antwort, gefolgt von einem jungenhaften Lächeln, ist einfach: "Für Musik."

Das kann alles bedeuten und bei Segschneider ist es auch alles: Er lotet in Paul McCartneys "And I love Her" die klare Schönheit der einfachen Melodie bis zur tiefenpsychologischen, meditativen Wirkung aus. Er rast in seinen eigenen Kompositionen kompromisslos über das Griffbrett mit allem, was Saiten und Holz hergeben, ohne die Transparenz der trickreichen Struktur seines Stücks zu verlieren. Er verbindet einzelne Töne mit schwingenden, dazwischen geschobenen Akkorden zu orchestraler Fülle.

Und legt auch manchmal ein leicht schelmisches, balladeskes Stück so sanft auf die Bretter, dass die Grenzen zwischen Schönheit und Kitsch je nach Betrachtungsweise verschwimmen. Er ist ein Wanderer zwischen (Gitarren-)Welten und erzählt mit seinem Spiel Geschichten, die sich weit über ein simples Zuhören entfalten.

Als er das Stück "Spring in Florenz" (Frühling in Florenz) von seinem brandneuen Album "Earth Tones" spielte, da wurde es einem tatsächlich warm ums Herz und der Frühling zog trotz Weihnachtsmarktgetöse aus der Ferne und Wintertemperatur draußen ins heimelige Rotationscafé lauschig ein.

Und diese Wirkung seines Gitarrenspiels ist vermutlich das, warum Markus Segschneider ganz einfach "Musik" sagt, wenn er nach seinem Lieblingsmusikgenre gefragt wird. Und so kann es uns allen ergehen, wenn wir uns dieser Musik öffnen. Dann reichen zwei Hände und zehn Finger locker aus.

(RP)
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