Remscheid Missbrauchs-Prozess – Vater bestreitet Tat

Remscheid · Vor dem Amtsgericht muss sich ein 25-Jähriger verantworten. Er wird beschuldigt, seinen Sohn verletzt zu haben.

genau sich in jener Nacht des 29. auf den 30. Oktober 2011 oder in den frühen Morgenstunden ereignet hat, lässt sich nur mühselig ermitteln. Ein 25-Jähriger wird beschuldigt, seinen damals drei Monate alten Sohn misshandelt und damit eine Fraktur des Armes ausgelöst zu haben. In der Verhandlung am Remscheider Amtsgericht bestreitet der Mann den Vorwurf und gibt an, dass er das Baby von seiner Schulter gehoben habe, um es im so genannten Fliegergriff auf seinen Unterarm zu legen. Dabei sei die Verletzung wohl passiert. Nach der Aussage des damaligen Chefarztes der Kinderklinik am Sana-Klinikum scheint diese Version nahezu ausgeschlossen. Eine Unachtsamkeit im Umgang mit dem Kind sei als Ursache nicht plausibel.

"Nach allen Erfahrungen und der einschlägigen Literatur ist eine solche Verletzung nur einer Misshandlung zuzuordnen", sagte der erfahrene Mediziner. Der Arm müsse "umgedreht" worden sein. Ein Sturz hätte auf jeden Fall andere Blessuren bzw. Brüche ausgelöst. Das Kind sei von einer sehr zuverlässigen Assistenzärztin aufgenommen worden. Daher gäbe es keinerlei Zweifel an den in ihrem Bericht zusammengefassten Schilderungen. Danach hatte die Großmutter den Jungen in die Ambulanz gebracht. Offenkundig war der Kindsvater aber ebenso in die Klinik gefahren.

Dass sich ein Baby derlei Fraktur selbst zugefügt haben könnte, sei ebenso auszuschließen, ergänzte die als Gutachterin hinzugezogene Rechtsmedizinerin der Universitätsklinik Düsseldorf. "In diesem Alter sind Kinder nicht in der Lage, sich so zu verletzen. Außerdem sind ihre Knochen bis ins Schulalter viel biegsamer als bei Erwachsenen." Hinweise auf eine Erkrankung des Skelettapparates oder des Knochenaufbaus konnte die Ärztin in den Unterlagen genauso wenig finden wie eine Gerinnungsstörung des Blutes, mit der man die am Arm des Jungen aufgetretenen Hämatome hätte erklären können. Aus ihrer Sicht müsse der Unterarmknochen gegen den Oberarmknochen gedreht worden sein. "Für mich ergibt sich der dringende Verdacht einer Kindesmisshandlung. Doch können wir Ärzte natürlich nicht sagen, wer das getan hat", sagte die Medizinerin. Warum sich der Verdacht auf den Vater und nicht auf die Mutter lenkte, versucht das Gericht zu klären. Beide waren mit ihrem Sohn in der betreffenden Nacht zu Hause. Als das Baby schrie, kümmerte sich zunächst der Vater. Gegenüber Kolleginnen hatte die Frau am nächsten Tag aufgebracht erzählt, dass ihr Kind im Krankenhaus operiert werden musste. Zuerst habe sie von einem Unfall und später von einer möglichen Misshandlung durch ihren damaligen Freund gesprochen, berichtete eine Zeugin. Von Alkohol- und Drogenproblemen der Frau, von denen zunäst die Rede war, wisse sie nichts. Derzeit betreut eine Pflegefamilie das Kind.

(bona)
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