Remscheid Mit Mozarts Cembalo auf dem Floß Richtung Balkan

Remscheid · Das Uwaga-Quartett spielte eine Mischung aus vielen Musikstilen in der Stadtkirche Lennep. Das Publikum jubelte.

 Das Uwaga-Quartett spielte ein bejubeltes Konzert in der Evangelischen Stadtkirche Lennep.

Das Uwaga-Quartett spielte ein bejubeltes Konzert in der Evangelischen Stadtkirche Lennep.

Foto: Jürgen Moll

Im strengen Anzug, mit Schlips und Kragen als ganz seriös anmutendes Streichquartett sammeln sich die vier Musiker unter der Barockkanzel in der Evangelischen Stadtkirche Lennep. Das Uwaga!-Quartett, zwei Violinisten, ein Kontrabass, ein Akkordeonist, geben kein Kirchenkonzert, auch kein Kammerkonzert mit klassischer oder moderner Musik. Sie verblüffen das große Publikum mit einem amüsanten Wechselspiel zwischen Jazz, Pop, Folk (vom Balkan) und bekannten Stücken aus der Kleinen Nachtmusik, aus Tschaikowskys Schwanensee, aus Sibelius' Violinkonzert - aus allem, was bekannt und besonders beliebt ist. Zierlich beginnt ein Menuett, um nach einigen Takten zu verdichtenden Schichten zusammengeschoben zu werden, sich wiederum in aufreizende Passagen wie aus dem Free Jazz aufzusplittern. Das Akkordeon, gespielt von Miroslav Nisio, gibt dem Quartett herbe, melancholische Farben. Kontrabassist Matthias Hacker legt sanft groovende Lagen in Passagen aus dem klagenden Adagietto von Gustav Mahler, das sich zu einer wundervollen Jazzballade verwandelt hat.

Edward Elgars prachtvoller "Pomp and circumstances-Marsch" gerät zu einer wilden, aus der zeremoniellen Ordnung geratenen, chaotischen Musik. Die beiden Geigen, unversehens zu Mandolinen verwandelt, tremolieren sehnsüchtige Russland-Klänge. Christoph König und Maurice Maurer, die beiden Violinsolisten, sind Virtuosen ihres Instruments, mit akrobatischen Techniken und feinstem, vollen Geigenklang, die auch in höchsten Lagen und Geschwindigkeiten überzeugen. Aberwitzige Musik entsteht, die die Grenzziehung zwischen Unterhaltung und Ernsthaftigkeit ad absurdum führt. Die musikantische Spielfreude zeigt einen wilden, dabei immer sympathischen und leicht satirischen Ritt durch die Musik Europas.

Mit einer besonderen Version des "Türkischen Marschs" aus Mozarts Klaviersonate Nr. 11 und kunstvollen, virtuosen Solo- Passagen aus seinem 5. Violinkonzert, eingeschmolzen in neue Improvisationen leiteten die vier den temperamentvollen Schluss ein und ernten jubelnden Beifall.

(RP)
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