Remscheid Mountainbiker zerpflügen den Wald

Remscheid · Markus Wolff von den TBR beklagt, dass junge Leute illegal Parcours anlegen und so große Schäden anrichten.

Großstädter suchen Abenteuer - nicht (nur) im Urlaub in der afrikanischen Savanne, im chilenischen Gebirge oder auf dem isländischen Gletscher, sondern nach Feierabend vor der Haustür. Zum Beispiel beim Mountainbiken kreuz und quer durch heimische Wälder, beklagt Markus Wolff, früher Forstamtsleiter bei der Stadt und nun bei den Technischen Betrieben Remscheid mit dem Schutz des Forstes betraut. Denn die Schäden für die Natur seien beträchtlich.

"Sie brettern quer durch den Wald", berichtet er. Um den Ganzen mehr Kick zu geben, bauen sie Sprungschanzen. So hätten die Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Lenneper Stadtwald in Nähe des Höhenwegs solch eine illegale Strecke angelegt. Spaziergänger wundern sich über die großen Erdhügel, die sich aneinanderreihen. Mit den dick profilierten Rädern über die Buckelpiste zu fahren, macht offenbar den Reiz aus.

Mit Stirnlampe und Stirnkamera bewaffnet, brechen sie mit Vorliebe nachts zu ihren Touren auf, "und stellen später die Routen ins Internet und auf Facebook", weiß Markus Wolff. Auf Youtube sind diverse Dokumentationen zu sehen, manche Biker nutzen allerdings nur holprige Feldwege.

Trotz der Filme und des bekannten Tatorts sei es schwierig, die illegalen Mountainbiker auf frischer Tat zu ertappen. Sie gleichen Phantomen, die immer wieder neue Strecken erschließen, die Cliquen wechselten. Es ist eine kurzlebige Szene.

Sie reize das Verbotene. Auf angelegten legalen Offroad-Strecken die Fahrkünste zu erproben, gelte als uncool. Gerade verbotene Querfeldein-Routen seien angesagt.

Über den Wald und seinen Naturhaushalt verlieren sie offenbar keinen Gedanken. "Der Boden wird irreversibel verdichtet, da wächst nichts mehr", sagt Wolff. Junge Pflänzchen, die den Wald verjüngen, werden platt gefahren.

Nach dem Landschaftsschutzgesetz sei dieses Guerilla-Biken eine Ordnungswidrigkeit. Remscheids Forstamtsleiter setzt auf Einsicht und versucht, einen Kontakt zu den Illegalen über Sportmountainbiker aufzubauen, die legal fahren und moderierend einwirken könnten.

Für den Waldexperten ist das Off-road-Radfahren nur ein Element kritischer Waldnutzung, das zu Konflikten im Wald führt. "Geo-Cacher, Pferdeliebhaber, die abseits der Reitwege reiten, übereifrige Pilzsucher, kommerzielle Hundeausführer - alle nutzen den Wald. Vielen mag nicht bewusst sein, dass es sich nicht um freie Wildnis handelt, sondern um einen bewirtschafteten Wald, der einen Eigentümer hat. In den Augen Wolffs könnte der gedankenlose Missbrauch des Waldes ein Zeichen von Naturentfremdung sein. "Dem versuchen die Revierförster mit Führungen durch den Wald und Unterrichtsbesuchen entgegenzuwirken", berichtet er. Vielleicht wächst so ein gesundes Waldbewusstsein.

(RP)
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