Remscheid Mozarts "Titus" vor fast leeren Rängen

Remscheid · Nur 81 Zuschauer wollten am Samstagabend die Solinger Eigeninszenierung der Oper "La Clemenza di Tito" sehen.

Die Bergischen Symphoniker unter GMD Peter Kuhn bieten gemeinsam mit dem Theaterchor Solingen, sechs hervorragenden Sängerinnen und Sängern sowie Marlies Klumpenaar an der Solo-Klarinette und Yoshiko Hashimoto am Hammerflügel eine großartige Eigeninszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts letzter Oper "La Clemenza di Tito" - und nur 81 Zuschauer wollten sich das ansehen. Die clever gestaltete Bühne reichte über den Orchestergraben - die Symphoniker waren diesmal "oberirdisch" im Hintergrund beim Spielen zu beobachten -, man hätte also mittendrin sein können. Und dann sitzen gerade einmal zwei Zuschauer in der ersten Reihe, viele Reihen sind ganz leer, die freien Plätze überwiegen deutlich. Man fühlte sich irgendwie seltsam, als wohne man einer öffentlichen Probe bei. Und gerade für die Akteure muss es enorm schwer gewesen sein, in so einer Situation ihr Bestes zu geben.

Die Oper "La Clemenza di Tito" hat eine tragische Geschichte, die 1791, zwei Monate vor Mozarts Tod, ihre Uraufführung in Prag erlebte: Die emotionale Spannung des Konflikts, in dem sich der großmütige ("clemenza") Herrscher Tito (aufrecht und edel: Mark Adler) befindet, weil er entscheiden muss, wie er mit den Verrätern Sesto (leidenschaftlich: Sissi Qi Wang) und Vitellia (verzweifelt in der unerwiderten Liebe: Stephanie Elliott), die ihn töten wollten, umgehen soll, wird durch die hervorragend eingespielten Symphoniker dauerhaft hochgehalten. Und auch die anderen Sänger, die zum Teil noch an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln studieren, bieten am Samstag ganz große Qualität.

Akzente, auch in optischer Hinsicht, setzt der Theaterchor Solingen, der mal die Einwohner Roms darstellt, dann wieder die Leibgarde des Kaisers, und dazu sauber, kräftig und vielstimmig singt. Der Chef der Leibgarde, Publio (seltene, aber dafür haftenbleibende Auftritte: Lucas Singer), harmoniert prächtig mit Annio (klein und stimmgewaltig: Vanessa Katz) und Servilia (gefangen zwischen Tito und Annio: Rosemarie Weissgerber).

Am Hammerflügel sorgt Yoshiko Hashimoto am linken Bühnenrand in den Orchesterpausen für stilvolle Begleitung der Sänger, und Marlies Klumpenaar spielt auf der Klarinette und dem Bassett Horn eindrucksvolle Soli.

Eigentlich ist alles gut, alles hervorragend, möchte man meinen. Wenn da nicht diese leeren Ränge wären, über die immer wieder einmal der ungläubige Blick schweift. Schade, kann man da nur sagen - vor allem für die Musiker und Sänger. Sie hätten für ihre hervorragende Leistung wirklich mehr Publikum verdient.

Gut zu wissen ist es daher, dass für die zweite Aufführung am Sonntag schon im Vorverkauf doppelt so viele Karten wie am ganze Samstag verkauft worden waren. Der Termin passte wohl besser.

(RP)
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