Remscheid Musik von den Zuckerrohrfeldern Perus

Remscheid · Pilar Núñez und ihre vierköpfige peruanische Musikgruppe begeisterten die Besucher im Forum des Teo Otto Theaters.

"Chacombo" - so nennen die Nachfahren afrikanischer Sklaven in Peru die ausgehöhlte und getrocknete Hülle des Flaschenkürbisses, der Kalebasse. Man kann auch herrlich darauf trommeln. Je nachdem, wo die Hand auftrifft, ertönt das Bumm-Bumm tiefer und dumpfer Töne oder das "Klack-Klack" hellerer Klänge.

Nach dieser Kalebasse nennt sich auch eine vierköpfige Musikgruppe aus Peru. Die Sängerin Pilar Núñez, der Perkussionist Julio Tirado und die beiden Gitarristen Miguel Ángel Villalobos (2. Gitarre, Gesang) und Frank Pérez (1. Gitarre, künstlerische Leitung) verstehen sehr viel von der Musik, die sie spielen.

Es ist afroperuanische Musik, verbunden mit darauf basierenden schamanischen Liedern. Sie hat überhaupt nichts zu tun mit dem, was herkömmlich als "Musik aus Peru" durch die westlichen Ohren geistert. Den Flöten-Kondor von "El cóndor pasa" - wörtlich "Der Kondor fliegt vorbei" - lässt Chacombo tatsächlich links liegen. Dafür kommen die "Instrumente" zum Einsatz, die die afrikanischen Sklaven auf den Zuckerrohrfeldern heimlich benutzten, um zu musizieren. Etwa ein Unterkiefer eines Esels. Wenn die Zähne in dem Knochenstück ein wenig wackeln, wird eine herrliche Rassel daraus. Und die breite Fläche des Eselskinnbackens bietet einem harten Schlegel einen markanten Klangkörper - leicht metallisch und viel lauter, als gedacht. Dazu wog sich Sängerin Pilar Núñez in den Hüften, antwortete im Fragen-Antwort-Duett auf Miguel Ángels Gesang mit kurzen, hellen Silben und zeigte dazu ein grell-buntes, gehäkeltes Dämonenpüppchen, hinter dem sie ihr Gesicht verstecken konnte. Dies sei Tanz und Gesang, wie es beim traditionellen Karnevalsumzug in Peru vorkomme, erläuterte eine Übersetzerin, die Ángels spanische Einführungen verständlich machte.

Gesang und vor allem das Schlagwerk dominierten die Lautstärke. Congas und Kalebasse sowie Cajon (Sitztrommel) bestimmten den Rhythmus. Julio Tirado schlug damit niemals einfach geradeaus. Krumme Taktzahlen mit Synkopen ohne Ende regierten. Leicht vorstellbar, dass es so auch mitten in den Zuckerrohrfeldern im 16. Jahrhundert geklungen haben muss. Diese, im wahren Sinn des Wortes "Subkultur" bringt Chacombo unermüdlich ans Tageslicht. Das Quartett versuchte auch, die Besucher im Forum des Teo Otto Theaters zum Mitklatschen zu bewegen. Doch es war schwierig und gelang nur für kurze Zeit. Die Klatschenden hielten den vertrackten Rhythmus nicht lange durch.

Die Melodien über nacheinander gespielten E-Moll, A-Dur, Fis-Moll entsprangen dem vermutlich eintönigen Gesang der Sklaven. Gerade deswegen kam Zweifel an der Authentizität der Musiker und ihrer Musik niemals auf. Die Leute verlangten Zugaben.

(begei)
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