Remscheid Musikalische Wahlverwandtschaften

Remscheid · "(Wahl)Verwandtschaften" - unter diesem ungewöhnlichen Titel hatte der Kulturkreis im Heimatbund Lüttringhausen zu einem Konzert in den Rathaussaal in Lüttringhausen geladen. Passend zum historischen Ambiente trugen Mezzosopranistin Sandra Schares und Gabriele Schrenk (Alt) in Begleitung der Pianistin Maren Donner Werke der Romantik von Komponistinnen und Komponisten vor, die zu ihren Lebzeiten durch unterschiedliche Verwandtschafts- oder Beziehungsgrade miteinander agierten und reagierten. Maren Donner erläuterte in kurzweilig erfrischender Moderation die Hintergründe der entstandenen Kompositionen und die Beziehungen der Musiker untereinander.

 Gabriele Schenk (Alt) und Sandra Schares (Mezzosopran) sangen Werke der Romantik und wurden von Maren Donner am Klavier begleitet.

Gabriele Schenk (Alt) und Sandra Schares (Mezzosopran) sangen Werke der Romantik und wurden von Maren Donner am Klavier begleitet.

Foto: Moll

Jakob Ludwig Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847), Gründer des ersten deutschen "Conservatoriums" in Leipzig, verband mit Alma Mahler (1879-1964) "der jüdische Hintergrund - beide konvertierten nicht nur aus religiösen Gründen". Alma Mahler, genau wie Clara Schumann (1819-1896) und viele andere Komponistinnen und Künstlerinnen in dieser Zeit, standen in ihrem künstlerischen Schaffen zeitlebens unter dem Joch der elterlichen Verfügung und der Aberkennung der Gesellschaft.

Emanzipation gab es noch nicht, das zog Liebesleid und Diskriminierung nach sich. Clara Schumann widersetzte sich dem despotisch veranlagten Vater und heiratete durch Gerichtsentscheid Robert Schumann. "Er war, man würde heute sagen, ein Kontrollfreak", kommentierte Donner. Vom Regen in die Traufe, denn das Konzertieren wurde ihr verboten. Jahre später setzte sie es fort und die innige Zuneigung zu Johannes Brahms (1833-1897) ist heute durch noch existierende Liebesbriefe belegt. Fanny Hensel, geborene Mendelssohn, war eine der bedeutendsten Komponistinnen ihrer Zeit. Die Schwester des berühmten Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy brauchte Jahre, um sich für ihre Liebe zur Musik durchzusetzen. Etliche ihrer Werke veröffentlichte sie unter dem Namen ihres Bruders. Die konzertante Wiedergabe der zeitgenössischen Kompositionen wurde eindrucksvoll und ausdrucksstark intoniert. Die Applaus fordernde Zugabe beendete einen aufschlussreichen und emotional geladenen Konzertabend.

(RP)
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