Remscheid Musiker wie von der Leine gelassen

Remscheid · Hot Jazz Music ließ Temperaturen bei "Swinging Ehringhausen" weiter steigen.

Die Jazz-Schallplatte feiert in diesem Jahre ihren 100. Geburtstag. 1917 soll die "Original Dixieland Jazz Band" - besonders bekannt geworden durch "Tiger Rag" und "St. Louis Blues" - die erste Jazz-Schallplatte aufgenommen haben. Ein guter Grund für den weit über Deutschland hinaus bekannten Jazzer Engelbert Wrobel aus Burscheid, eine Tournee mit seiner "International All Star Band" auf die Beine zu stellen. Es ist zu seiner guten Tradition geworden, in Peter Bornemanns "Swinging Ehringhausen" jeweils Station zumachen.

So war die Freude groß, in der ausverkauften Wirtschaft Richard Becker einleitend zu erfahren, dass Peter Bornemann am Dienstag die 35. Veranstaltung vom Stapel ließ und in dieser Reihe Engelbert Wrobel (Klarinette, Saxofon) gleichzeitig seinen 25. Auftritt feierte. Zusammen mit der Band - Duke Heitger (USA, Trompete), Dan Barrett (USA, Posaune), Harry Kanters (NL, Piano), Nicki Parrott (AUS, Kontrabass, Gesang), Bernard Flegar (D, Schlagzeug) - legte er auch bereits im zweiten Stück mit der erfolgreichen B-Seite der ersten Jazz-Schallplatte "Dixie Jass Band One Step" ein fulminantes Dixieland-Stück auf die Bretter. Es passte zum Wetter wie der Donner zum Gewitter: Die Musik fegte "hot" durch den Raum.

Zusätzlich zur Sommertemperatur gab's jetzt auch noch für die begeisterten Zuschauer heiße Ohren. Das war zu erwarten. Alle Musiker gehören zur europäischen Spitzenklasse, wenn nicht sogar darüber hinaus. Einige Zuhörer konnten trotz Hitze auf Anhieb nicht stillhalten, gingen der Sicht wegen zur Band-ecke und bewegten sich zu dem stets um eine winzige Kleinigkeit verschleppten 2/4-Takt.

Das Schöne an diesem Jazz ist, dass die Melodie nicht zu kurz kommt. Klarinette, Trompete und Posaune spielten auch in Ehringhausen oft unisono. Und damit's nicht langweilig wird, zeigten darin eingestreute Phrasen und natürlich der Rest der Instrumente, wie viel Potenzial in diesen eingängigen Melodien steckt. Sie küssten gleichsam die Kreativität der Musiker wach.

Die Jazzer liefen zur erwarteten Hochform auf; sie spielten wie von der Leine gelassen. Auch wenn sie zur Abwechslung mal wie beim "Deep Moaning Blues" in ruhigere Gewässer segelten - die Kraft dieser Musik blieb erhalten. Barrett holte mit seinem Posaunensolo alles aus diesem Stück heraus. Er hisste mit Power und Feeling gleichermaßen alle Segel. Das Publikum war - wie immer bei "Swinging Ehringhausen - hin und weg und trotzte dem Tropenklima. Da konnte Nikki Parrotts hinreißender Charme, den sie bei einem lauschigen Schmusestück mit ins Mikrofon hauchte, selbstredend keine Kühlung schaffen. Ein heißer Abend mit "Hot Jazz Music".

(begei)
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