Remscheid Nachlese mit Ärger, Müll und Scherben
Remscheid · Das Lenneper Weinfest war friedlich und erlebnisreich, doch ärgern sich Anwohner über negative Randerscheinungen.
Als Birgit Oberberg am Sonntagmorgen zur Gottesdienstvorbereitung in die evangelische Stadtkirche kam, war sie bedient. "Ich musste den Vorplatz erst mal von Glasscherben befreien", berichtete die Küsterin der BM. Hinter der Kirche habe sich Erbrochenes an einem Bauzaun befunden, und auch eine Anwohnerin habe sich ihr gegenüber verärgert über die Nachwirkungen des Weinfestes geäußert. "Da war von einer , hochexplosiven Stimmung' die Rede", erzählte Birgit Oberberg.
Wie berichtet, ist das von Besuchern und Winzern ansonsten hoch gelobte Weinfest nach Schließung der Stände ziemlich aus dem Ruder gelaufen. Gerade an der Stadtkirche versammelten sich Horden von feierfreudigen Menschen, die dem Alkohol ordentlich zusprachen und sich um ihre Hinterlassenschaften nicht scherten. Übereinstimmend berichteten Augenzeugen, dass es vor allem Jugendliche waren, die sich in der Berliner Straße zum Trinken einfanden und dabei wohl jegliches Maß überschritten.
Mit größter Mühe versuchte die Lenneper Karnevalsgesellschaft (LKG) den Müllbergen während des gesamten Festes Herr zu werden. So richteten sich die Vorwürfe der umliegenden Anwohner und Geschäftsleute mit keinem Wort gegen die Veranstalterin. Vielmehr wurden mehrfach die diensthabenden Mitarbeiter des Ordnungsamts kritisiert, die dem unflätigen Benehmen keinerlei Einhalt geboten hätten. "Die haben die Zustände einfach toleriert", monierte Gastronom Freddy Kappenstein von der Gaststätte "Zum Kirchenwirt". Auf Nachfrage der BM bestätigte Ordnungsamts-Mitarbeiter Daniel Pfordt in Vertretung von Amtsleiter Jürgen Beckmann, dass auch er von den Vorwürfen gehört habe. Bevor er aber eine offizielle Stellungnahme abgebe, wolle er mit den betreffenden Mitarbeitern sprechen, um sich selbst ein Bild zu machen.
Schon heute setzen sich auf dringende Bitte des LKG-Vorsitzenden Gunther Brockmann alle Beteiligten an einen Tisch, um die Vorgänge aufzuarbeiten und nach Lösungen zu suchen. Am Wochenende hatte Brockmann erklärt, dass er unter diesen Umständen nicht bereit sei, das Weinfest unter Regie der Karnevalsgesellschaft weiterzuführen.
"Diese Verantwortung kann man doch kaum noch übernehmen", befand auch Arianna Leccese, die gegenüber der Stadtkirche das Modegeschäft "Saint Angels Fashion" betreibt. Vor ihrem Laden sei ein Absperrgitter kaputt getreten worden, am Samstag habe sie vor Ladenöffnung aufräumen müssen. "Ich bin froh, dass mein Schaufenster nicht zu Bruch gegangen ist", sagte die Einzelhändlerin. Im Gespräch mit Nachbarn habe sie auch von "Kloppereien" unter alkoholisierten Gästen erfahren, die es zu später Stunde gegeben haben soll. Gastwirt Kappenstein ärgert sich, dass für die Lenneper Gastronomie ein Glasverbot für den Ausschank im Freien erteilt worden war. Dass sich aber Besucher mit mitgebrachten Bierflaschen direkt neben seine Außengastronomie stellten, sei von den Behörden nicht bemängelt worden.
Einig waren sich Veranstalterin und Anlieger, dass es nicht die Besucher des Weinfestes waren, die für die Missstimmung sorgten. "Das Fest selbst war friedlich", sagt Kappenstein. Und Arianna Leccese bestätigt: "Das schöne Weinfest wird einfach genutzt, um am Rand Party zu machen." Für Gunter Brockmann ist klar, dass sich an möglichen höheren Kosten für Ordnungs- und Sicherheitsdienst sowie Straßenreinigung nicht nur die Winzer, sondern auch die ansässigen Gastronomen beteiligen müssen. Übrigens sprach die Polizei gegenüber der BM von einem völlig normalen, unauffälligen Festverlauf.
