Remscheid Nostalgische Kirmes lockt Besucher

Remscheid · Lenneper Schützen von 1805 luden zu einem entspannten Vergnügen auf dem Jahnplatz ein.

Manchmal gibt es Lebensweisheiten gratis. So zu lesen am Samstag auf dem zum Kirmesplatz umfunktionierten Lenneper Jahnplatz am Stand des Greifautomaten "E Claw": "Wenn jeder Zug ein Treffer wär - wär es keine Freude mehr."

Wie wahr: Abwechslung bringt Spannung und macht das Leben interessant. Es sei dahingestellt, ob die Lösung ein Treffer war, die Schützen-Kirmes auf den Jahnplatz zu verlegen. Sicherlich nicht wegen gigantischer Besucherzahlen, horrender Umsätze, ultramoderner Fahrgeschäfte und Radau sowie Sicherheitspersonal an jeder Ecke - alles das gab es nicht.

Aber vielleicht wegen der angegrauten Patina, die diese wirklich kleine Kirmes mit einem unübersehbaren Hauch Nostalgie überzog: Familien mit Kindern konnten in Ruhe von Aussteller zu Aussteller ziehen, keine langen Warteschlangen bildeten sich vor dem Backfisch-Stand, und Lutsch-Eis war zu genießen, ohne sich bekleckern und vom Nebenmann angerempelt zu werden. Allein das Zuschauen, wenn Papa zusammen mit dem Sprössling im Autoscooter fuhr, konnte richtig Spaß machen.

Oder wenn Opa, Sohn und Enkel nacheinander ihre Kräfte maßen am Punchingball des "Boxer-Standes" (Opa gewann!). Wer mit einem solchen Blick für die kleinen, aber charmanten Freuden des Lebens über die Kirmes schlenderte, für den war sie ein Treffer.

15 Aussteller, drei Fahrgeschäfte und die übliche "Grundausstattung" - Imbiss, Luftgewehrschießen, Glücksstände - zählte Ruth Schmidt aus Remscheid, Sprecherin der Aussteller und selbst Inhaberin eines Schaustellerbetriebes. Sie mag den Jahnplatz. "Von mir aus kann die Kirmes immer hier stattfinden", sagte sie. "Der Platz ist sauber und asphaltiert; zwar klein, aber gemütlich." Es sei für jeden Besucher etwas dabei. Schmidt vermisste keine großen Kirmesattraktionen. Ihrer Meinung schloss sich auch Christoph Hilger in der "Duck Factory" (Entenangeln) an. "Es ist angenehm hier", sagte er. Er hätte nichts dagegen, wenn der Jahnplatz ein Kirmesplatz "auf Dauer" werde. Zumal der Trödelmarkt als Besuchermagnet ja am Sonntag in gewohnter Weise stattfinde.

Wie es im nächsten Jahr aussehen wird, darauf ist der gesamte Lenneper Schützenverein 1805 gespannt. "Wir wissen noch gar nichts", sagte nach dem traditionellen Fassanstich der erste Vorsitzende, Dr. Ralf Flügge. Er wünscht sich Planungssicherheit für den Verein. Denn der Jahnplatz gehört ebenso wie das Röntgen-Stadion zum Areal des geplanten Designer Outlet Centers.

Natürlich war auch nicht jeder Kirmesbesucher zufrieden. "Hier ist ja nichts los!", beschwerte sich ein ungenannt bleiben wollender Besucher. Ähnlich äußerte sich ein anderer Unbekannter. Er gönnte sich mit Frau und Sohnemann Backfisch: "Wir essen uns hier satt und ziehen dann weiter zum Lenneper Sommer auf dem Alter Markt."

Ein paar Schritte weiter wollte eine Mutter unbedingt ihrem Kind eine "Minion-Puppe" aus dem "E Claw" greifen. Es misslang. Nicht jeder Zug ist eben ein Treffer.

(RP)
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