Gunther Brockmann "Ohne die TBR hätten wir absagen müssen"

Remscheid · Der Vorsitzende des Lenneper Karnevalsvereins zeigt sich dankbar für die Hilfe der Stadt beim Rosenmontagszug.

Der LKG-Vorsitzende Gunther Brockmann beim Interview in der BM-Redaktion.

Der LKG-Vorsitzende Gunther Brockmann beim Interview in der BM-Redaktion.

Foto: Jürgen Moll

Herr Brockmann, können Sie sich noch an Ihren ersten Karnevalszug in Lennep erinnern?

Gunther Brockmann Ich kann mich an meine früheste Kindheit erinnern. Ich bin quasi da hineingeboren worden, weil meine Eltern schon in den 60er Jahren im kleinen Kreis Karneval in Lennep gefeiert haben. Ich besitze auch einen kleinen Film von 1976, der den Lenneper Karnevalszug zeigt.

Können die Remscheider genauso gut feiern wie die Kölner und Düsseldorfer?

Brockmann Nicht so auf lange Sicht. Vom 11.11. bis Aschermittwoch ist in Köln und Düsseldorf immer etwas los. Wenn sich hier die Tage verdichten, von Altweiber bis Rosenmontag, dann ist hier auch gute Stimmung. Mich freut, dass auch Kneipen häufiger Künstler einladen und so weitere Karnevalszellen entstehen.

Gleichwohl, Lennep bleibt das karnevalistische Zentrum der Stadt. In der Innenstadt ist ja nicht viel los.

Brockmann Wir hatten mal die Aufteilung mit den Rot-Blauen-Funken. Die machen die Garde und ziehen durch die Städte. Der Straßenkarneval hat sich nur in Lennep entwickelt. Und daraus ist auch die Feier im Zelt entstanden.

Wer bestimmt überhaupt das Motto des Zugs?

Brockmann Wir haben in den letzten Jahren mehrmals einen Versuch gestartet, das Motto auszuschreiben. Im Vorstand haben wir es ausgesucht. Der Gewinner bekam Karten, zum Beispiel für eine Sitzung in Köln. Das ist aber in den letzten Jahren eingeschlafen. Heute ist es so, wer eine kreative Idee bei einer Bierrunde hat, bekommt den Zuschlag. Dann sagen wir, das nehmen wir, und fertig.

Wie viele Wagen starten in diesem Jahr?

Brockmann Bisher haben wir 19 Gruppen fest.

Die neuen Auflagen, die in diesem Jahr verlangt werden, erleichtern Ihnen die Arbeit nicht. Wie schaffen Sie das?

Brockmann Wir müssen Polizeikräfte ersetzen durch eigene Ordner. Ein befreundeter Verein aus Solingen unterstützt uns. Das ist leider auch mit Kosten verbunden. Wir sind der TBR dankbar, dass sie ihre Fahrzeuge stellt. Am Niederrhein wird das den Karnevalsvereinen überlassen, und die sagen, das können wir nicht stemmen, auch aus versicherungstechnischen Gründen. Ich hoffe, dass diese Maßnahmen einmalig sind, und wir im nächsten Jahr eine andere Lage haben.

Bekommen Sie ausreichend Unterstützung von der Stadt?

Brockmann Ohne die TBR hätten wir absagen müssen. Wir bekommen auch von der TBR die Beschilderungen kostenlos. Aber die müssen wir alle selber abholen, aufbauen und wieder wegbringen. Wenn jetzt das DOC kommt, müssen wir wieder über alles reden und die Strecke ändern. Ich hoffe, dass wir in diesem Zusammenhang mal eine Klappbeschilderung bekommen. Das sind dann einmalige Kosten für die Stadt. Aber es wäre für uns eine super Erleichterung.

Haben Sie Verständnis für die Auflagen, die man Ihnen macht?

Brockmann Ja, wir bewegen uns auf den Straßen der Stadt. Die Stadt muss sich absichern. Auch wir als Veranstalter müssen sehen, dass für die Zuschauer Sicherheit gewährleistet ist. Aber irgendwann kommen wir auch an unsere Grenzen. Ich erwarte von der Stadt, dass sie sich einbringt, wenn sie so einen Rosenmontagszug haben will. Im letzten Jahr konnte der Zug nicht ziehen. Das hat uns sehr weh getan. Deswegen haben wir alles dran gesetzt, dass es in diesem Jahr klappt.

Fährt die Sorge um die Sicherheit immer mit, oder fällt sie auch irgendwann ab, und man kann ausgelassen feiern?

Brockmann Wenn ich das Signal kriege, Zug ist unfallfrei durch, dann hoffe ich noch, dass die Reinigungsarbeiten ohne Probleme über die Bühne gehen. Und wenn unsere Helfer die Beschilderung wieder eingesammelt haben, dann kann ich auch mal ein Bierchen trinken. Das muss man mir auch dann zugestehen.

Das Weinfest zählt zu den Höhepunkten im Festkalender von Remscheid. Sind Sie in diesem Jahr wieder gut aufgestellt?

Brockmann Wir hatten eine Vorbesprechung, bei der Verstärkung an den Kontrollpunkten gefordert wird. Da müssen wir wieder mehr Security stellen. Wir hatten die Zählaktion in Frage gestellt. Die Stadt besteht aber darauf, um zu sehen, wie viele Leute kommen und gehen. Hinzukommt, dass wir in diesem Jahr eine Brandsicherungswache bezahlen müssen. Das kostet uns um die 3500 Euro mehr. Beim Rosenmontagszug sind es 1500 Euro mehr. Das müssen wir irgendwie stemmen.

Kommen Sie denn noch hin mit Ihrer Kalkulation?

Brockmann Beim Weinfest würden wir nicht hinkommen. Deswegen überlegen wir, wie wir zumindest einen Teil dieser Kosten wieder hereinbekommen. Wir suchen Sponsoren und bereiten als Verein eine Aktion vor. Ich hoffe, dass wir Erfolg haben, und es in unserer Hand bleibt. Ich habe der Stadt angeboten, wenn sie das Weinfest auf dem Rathausplatz machen will, dann soll sie es machen. Wir würden das geblockte Wochenende in Lennep dann für eine andere Veranstaltung nutzen, um Geld für die Straßenreinigung zu bekommen. Nur deswegen machen wir das Fest. Wenn beim Weinfest nichts mehr übrig bleibt, dann machen wir das nicht mehr. Wir müssen betriebswirtschaftlich rechnen. Ich muss aber auch sagen, dass das Weinfest auf dem Rathausplatz aus meiner Sicht nicht laufen wird.

Die ehrenamtliche Organisation des Festes ist immer viel Arbeit und mit Ärger verbunden. Haben Sie auch schon mal gedacht, ich schmeiße hin?

Brockmann Im vorigen Jahr habe ich gesagt, ich lasse erstmal alles ruhen, weil die Politik uns schlecht behandelt hat in Bezug auf die Festplätze. Bis jetzt ist auch immer noch nicht klar, wie die Infrastruktur dort aussieht. Ich kritisiere, dass wir immer gleichgesetzt werden mit den Mitarbeitern der Stadtverwaltung. Als wäre das unser Hauptjob, Veranstaltungen zu machen. Wir machen das ehrenamtlich. Die Stadt kann nicht erwarten, dass wir morgens um acht Uhr oder um 13 Uhr mal eben zu Besprechungen ins Rathaus kommen.

Sie erwarten, dass sich die Stadt an Ihren Möglichkeiten orientiert.

Brockmann Wir erwarten Service. Wir brauchen keine Ordnungsmacht, die sagt, so geht das. Wir sind die Guten, die nur Gutes wollen, wir wollen mit unseren Veranstaltungen niemandem schaden. Wir müssen das aber alles auch nicht machen, wenn es nicht gewünscht ist oder die erwünschte Unterstützung fehlt.

Was wünschen Sie sich für den Rosenmontag.

Brockmann Gutes Wetter, trocken, Sonnenschein. Ich glaube, es sieht ganz gut aus. Und vor allen Dingen wünsche ich mir, dass der Zug zieht.

CHRISTIAN PEISELER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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