Remscheid Orchester - über finanzielles "Restrisiko" entscheidet die Politik

Remscheid · Bis Anfang Februar soll geklärt sein, wie viel Geld den Symphonikern fehlt. Reicht der Rettungsplan nicht, müsste der Rat in die Haushaltskasse greifen.

 Die Bergischen Symphoniker gelten als fleißiges Orchester mit vielen Auswärts-Auftritten. Doch die Finanzierung steht auf wackeligen Füßen.

Die Bergischen Symphoniker gelten als fleißiges Orchester mit vielen Auswärts-Auftritten. Doch die Finanzierung steht auf wackeligen Füßen.

Foto: moll

Wie groß genau ist die Finanzlücke im Wirtschaftsplan der Bergischen Symphoniker für die kommenden fünf Jahre? Und wie kann man sie schließen, ohne dass dafür in die leeren Kassen der Städte Remscheid und Solingen gegriffen werden muss? Diese Fragen soll eine Arbeitsgruppe klären, die aus Mitgliedern beider Verwaltungen besteht. Anfang Februar soll sie erstmals dem Aufsichtsrat der Orchester GmbH berichten. Wie berichtet, haben im Wirtschaftsplan nicht eingeplante Tariferhöhungen für die Musiker dazu geführt, dass eine sechsstellige Summe fehlt.

Ob sich eine Lösung findet, bei der die Städte am Ende nicht zuzahlen, könne er jetzt noch nicht sagen, sagte Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD) auf BM-Nachfrage. Fest stehe: Eine Verpflichtung zur Mehrzahlung bestehe nicht. Der 2013 neu ausgehandelte Vertrag deckelt die Zahlungen für Remscheid. Die früher so heftig umstrittene Nachschusspflicht gibt es nicht mehr. Gleichwohl sei man sich mit den Solingern einig, dass es keine neue Diskussion um die Existenz des Orchesters geben soll. "Es geht darum, wie und nicht, ob wir dem Orchester helfen."

Dass überhaupt schon wieder über die Orchester-Finanzierung diskutiert werden muss, liegt laut Mast-Weisz an einem "gravierendem Webfehler" in den Orchesterplanungen, an deren Zustandekommen er nicht beteiligt war. 2013 war er noch nicht Oberbürgermeister.

Von einem "Liquiditäts-Problem" und keiner drohenden Insolvenz spricht der Vorsitzende des Kulturausschusses, Karl Heinz Humpert (CDU). "Die Existenz des Orchesters ist nicht gefährdet", betont er. Er hofft, dass sich die Einnahmesituation des Orchesters durch eine bessere Vermarktung von bereits für die Konzerte in Remscheid und Solingen eingeübten Stücken in anderen Städten und durch verstärkte Engagements von Orchestermusikern an den Musikschulen verbessern lässt. Durch das Ausscheiden von Musikern würden die Personalkosten in der Zukunft zudem sinken.

Die gerade an den Start gegangenen Orchesterstiftung verfüge dagegen noch nicht über genügend Kapital, um wesentlich zu helfen. "Das ist eine Investition, die erst in zehn bis 15 Jahren richtig Früchte tragen wird." Seine Hoffnung: Am Ende der Gespräche steht ein möglichst geringes finanzielles "Restrisiko" für den städtischen Haushalt.

Hier kommt die Politik ins Spiel. Ist sie im Ernstfall bereit, einen möglichen Fehlbetrag im Haushalt bereit zu stellen? Und wo soll er dann herkommen? Werden andere Kulturangebote für den Erhalt des Orchesters geopfert? Schon die hitzige Diskussion um die Zukunft der Galerie zeigt, wie eng die finanziellen Grenzen sind.

(RP)
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