Remscheid Pflegemängel - Altenresidenz geschlossen

Remscheid · Geschäftsführer informierte die Stadt über Schließung wegen Personalmangels. 20 Bewohner werden in andere Heime gebracht.

 In dem Gebäude Alleestraße 66 ist in den oberen Etagen die Alten-Residenz untergebracht. 20 Bewohner lebten hier. Sie mussten umziehen.

In dem Gebäude Alleestraße 66 ist in den oberen Etagen die Alten-Residenz untergebracht. 20 Bewohner lebten hier. Sie mussten umziehen.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Seit gestern ist die Altenheim-Residenz an der Alleestraße 66 geschlossen. Den Betrieb habe die Geschäftsführung eingestellt, sagte Sozialdezernent Thomas Neuhaus gestern in einem Pressegespräch, zu dem die Stadtverwaltung kurzfristig eingeladen hatte. Der Grund: Eine fachgerechte Pflege habe das Heim aufgrund Personalmangels nicht mehr sicherstellen können. Geschäftsführer Reiner Bonnacker habe die Pflegemängel erkannt und die Stadt per Brief über die Schließung informiert.

Um Pflege und Versorgung der 20 Bewohner sicherzustellen, sollten sie bis gestern abend in anderen Heimen untergebracht sein. Dazu hat die Stadt einen Krisenstab eingerichtet. Zum Glück gebe es ausreichend freie Heimplätze, sagte Neuhaus. Mit Angehörigen und Betreuern werde abgestimmt, wer wo eine neue Bleibe findet - die meister Bewohner sind in Pflegestufe II und III.

Gegen 15.50 Uhr wird ein Bewohner im Rollstuhl in einen Krankenwagen geschoben, der vor der Rückfront des Gebäudes Alleestraße 66 parkt. Drinnen im Treppenhaus wirkt Hans-Jörg Röntgen als Angehöriger etwas ratlos und beunruhigt. Tränen steigen ihm in die Augen, als er von seiner 73-jährigen Mutter erzählt, die nun in ein anderes Heim muss. "Gerade mal zweieinhalb Wochen ist sie wieder hier im Heim - nach fünf Monaten im Krankenhaus." Nach einem Schlaganfall sitze sie im Rollstuhl, sei halbseitig gelähmt. Um sie schonend auf den bevorstehenden Umzug vorzubereiten, hat er seine Tante um Hilfe gebeten. Nein, Pflegemängel seien ihm in dieser Einrichtung nie aufgefallen. Reiner Bonnacker lehnt eine Stellungnahme gegenüber der Presse ab. "Wir haben einen Anwalt eingeschaltet", sagt er in seinem Büro.

Doch offenbar hat die plötzliche Schließung eine längere Vorgeschichte. Die Altenresidenz stand nach Angaben von Rechtsdezernentin Barbara Reul-Nocke im Fokus der Heimaufsicht. Es gab Beanstandungen. "Die Mängel bezüglich Pflegesicherheit, Qualität und ausreichenden Fachpersonals gingen über das normale Maß hinaus". Gesundheitsamtsleiter Frank Neveling berichtet, dass es auf dem Arbeitsmarkt landesweit nicht genügend Pflegefachkräfte gebe.

Die Heimaufsicht erließ eine Anordnung, die Mängel zu beheben, bestätigte Katja Wilke von der örtlichen Heimaufsicht, ohne Details zu nennen. "Wir müssen sicherstellen, dass gesetzliche Vorgaben erfüllt werden", sagte sie. Nunmehr sollen die Pflegeakten geprüft, die Bewohner ärztlich untersucht werden. Eine Ersteinschätzung des Gesundheitszustandes erfolgte vor dem Transport der 20 Bewohner in andere Heime. Die organisatorischen Fäden laufen bei Feuerwehrchef Guido Eul-Jordan zusammen. Fünf Krankenwagen seien im Einsatz.

(RP)
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