Remscheid Pure Vernunft darf niemals siegen

Remscheid · Das Westdeutsche Tourneetheater zeigt Cervantes "Don Quichotte" - ein Abenteuerstück. Premiere ist am Sonntag.

 Für Abenteuer aller Art gerüstet: Kristina Otten als Otilia, Björn Lukas als Sancho Pansa und Björn Lenz als Don Quichotte. Die Inszenierung von Claudia Sowa feiert am Sonntag, 22. Mai, um 16 Uhr im WTT Premiere.

Für Abenteuer aller Art gerüstet: Kristina Otten als Otilia, Björn Lukas als Sancho Pansa und Björn Lenz als Don Quichotte. Die Inszenierung von Claudia Sowa feiert am Sonntag, 22. Mai, um 16 Uhr im WTT Premiere.

Foto: Jürgen Moll

Die Sicht von Don Quichotte und Sancho Pansa auf die Wirklichkeit fällt etwas aus dem Rahmen. Sie ist sympathisch verrückt. Das älteste Blödelduo der Literaturgeschichte steckt voller Illusionen. Der Geist der Übertreibung beherrscht ihr Hirn. Sancho Pansa entwickelt sein ritterliches Weltbild durch intensive Lektüre. "Sein Verstand ist ausgelaufen", heißt es bei Miguel de Cervantes. Das Unterscheidungsvermögen zwischen Wirklichkeit und Illusion ist ordentlich angeschlagen.

Claudia Sowa, Intendantin des Westdeutschen Tourneetheaters, hat aus dem ziegelschweren Roman mit über 470 Abenteuern eine Fassung für die Bühne erarbeitet, die sowohl für Kinder ab acht Jahren wie auch für Erwachsene unterhaltsam und auch erkenntnisbringend sein soll. Sie nennt ihre Aufführung ein Familienabenteuerstück.

In der Inszenierung des Westdeutschen Tourneetheaters, die am Sonntag Premiere hat, ist Sancho Pansa ein Trödelhändler. Schüchtern und verliebt in Otilia. Die Begegnung mit Don Quichotte, der wie Diogenes aus der Tonne steigt, bringt in sein kleines Leben ordentlich Schwung. Zunächst in seinen Sprachgebrauch. Don Quichotte ist ein Meister des Schüttelreims. Da reimt sich "Zuckergüsschen" auf "Schnüsschen". Pansa will sich diese Sprachkunst gerne zunutze machen.

Die wilden Abenteuer des Ritters mit der traurigen Gestalt und seines Dieners erzählt Sowa als Schattenrisstheater auf einer Leinwand. Ein passendes Medium, denn wer einen Schatten wie die beiden hat, kann trefflich im Schattentheater in Szene gesetzt werden.

Die Fassung ist ein Konglomerat aus verschiedenen Quellen. Einige Textstellen hat Sowa erfunden. Neben dem typischen Rittersprech gibt es Passagen mit philosophischem Reflexionsgehalt. "Geld hilft dir nicht weiter, nur die Liebe", sagt Don Quichotte.

Trotz aller Verrücktheit gehört der Ritter von der traurigen Gestalt zu den Sympathieträgern. Er kämpft für eine gerechte Sache, bei aller Abenteuerlust. "Die wahren Abenteuer sind im Kopf. Und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo", singt der Liedermacher André Heller. Ein Lied, das Cervantes wohl gefallen hätte. Sein Roman, den er gegen die Inflation der Ritteromane zu seiner Zeit geschrieben hat - es waren die Telenovelas des Mittelalters - plädiert für einen reflektierten Umgang mit der Wirklichkeit. Dabei müssen die ver-rückten Ansichten nicht unbedingt die falschen sein. Pure Vernunft darf niemals siegen. Einen Erfolg der Abenteuerreise im "theater im studio" darf man bereits vermelden: Pansa und Otilia, Zuckerschnüsschen für beide. Es spielen Björn Lenz (Don Quichotte, Björn Lukas (Sacho Pansa) und Kristina Otten (Otilia). Die Premiere findet am Sonntag, 22. Mai, 16 Uhr, im Westdeutschen Tourneetheater statt. Sowa wird die Inszenierung in die kommende Spielzeit übernehmen. Das WTT bietet Vorstellungen für Schulklassen an. Eine Mappe mit Unterrichtsmaterial gibt es auch. Kontakt unter 02191 32285.

(RP)
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