Analyse Reden über die Allee - keine unnötige Wiederholung

Remscheid · Ansichtssache Die in dieser Woche angestoßene Revitalisierungskur für die Innenstadt kocht zum Start viel Altbekanntes auf. Im Gegensatz zu früheren Planungsrunden ist diesmal aber auch mal Geld für echte Veränderungen im Topf.

Es ist nicht so, als ob die Probleme der Allestraße und ihrer unmittelbaren Umgebung den Remscheidern nicht bestens bekannt wären. Mit Gesprächen über den stetigen Niedergang von Remscheids Einkaufsmeile kann man Abende bestreiten. Meist endet die Runde dann in der Vergangenheit, in der auf der Allee noch das Leben pulsierte und nicht der Leerstand dominierte.

Gleichwohl bündelte die Diashow des Düsseldorfer Architekten Bernd Strey die städtebaulichen und ästhetischen Zumutungen, die sich hier über Jahre angesammelt haben am Donnerstagabend im Vaßbendersaal noch einmal wie unter einem Brennglas. Mit dem Blick des Auswärtigen ist Strey mit seinem Team durch die City gewandert und hat die Situation mit Fotos dokumentiert.

Das mag auf den ersten Blick wie eine unnötige Wiederholung daherkommen. An Gesprächen und Workshops zur Allee herrschte in den vergangenen Jahren wahrlich kein Mangel. Zuletzt hat die frisch gegründete ISG Alleestraße hier gute Vorarbeitet geleistet. Sie steht in den Startlöchern und will sich in den Prozess einbringen.

Der feine Unterschied: Der Vortrag von Strey ist der vom Land vorgeschriebene Pflichtauftakt für den seit langem ersehnten Revitalisierungsprozess. Heißt: Das Land gibt zwar - zum Teil arg formelle - Regeln für den Ablauf vor, dafür gibt es aber auch den Großteil des Geldes dazu. Und genau daran hatte es ja in der Vergangenheit immer gemangelt: An ausreichend Geld, um auch mal eine gute Idee wirklich in die Praxis umzusetzen. So könnte die von Strey beschriebene Aufbruchstimmung entstehen.

Mitmachen in diesem Prozess macht also für alle Anlieger erneut Sinn, auch wenn sie schon viel Lebenszeit an Runden Tischen verbracht haben, deren Ergebnisse später gut abgeheftet und dann vergessen wurden. Dieser Frust mag auch der Grund dafür sein, dass am Donnerstagabend vor allem die üblichen Verdächtigen, darunter vier stadtbekannte Architekten, aber wenige unmittelbar Betroffene erschienen waren. Es liegt auch in der Verantwortung der Stadt, diese Motivation stärker zu wecken und den Blick auf die hinter vielen Formalien versperrten Chancen zu lenken.

"Die Sorgen zur Allee sind allgegenwärtig", sagte Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz in seiner Begrüßungsrede. Er beschreibt die Erneuerung der Innenstadt als "Aufgabe der gesamten Stadtgesellschaft". Strey zeigte anschließend pointiert Punkte auf, wo Stadt und Politik ihre eigenen Steuerungsmöglichkeiten in der Vergangenheit nicht genutzt haben. Einen Gestaltungsleitfaden für die Allee fordert etwa Bezirksbürgermeister Otto Mähler seit Jahren. Den Wildwuchs an Zäunen und Verschlägen rund um die Pavillons oder die Flut der Werbeaufsteller kann die Stadt schnell eindämmen. Es liegt in ihrer Zuständigkeit.

(RP)
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