Remscheid Remscheid wirbt um junge Ärzte

Remscheid · In zehn Jahren geht fast jeder zweite Hausarzt in den Ruhestand. Mit der Kampagne "Komm DOC nach Remscheid" soll medizinischer Nachwuchs ins Bergische gelockt werden. Fünf Mediziner pro Jahr will man gewinnen.

 Remscheid braucht junge Ärzte. Das Durchschnittsalter der Mediziner liegt bei 55 Jahren. Foto: dpa

Remscheid braucht junge Ärzte. Das Durchschnittsalter der Mediziner liegt bei 55 Jahren. Foto: dpa

Foto: dpa/Patrick Pleul

Die nackten Zahlen klingen alarmierend. Der Altersdurchschnitt der in Remscheid niedergelassenen Ärzte liegt bei 55 Jahren. In den nächsten zehn Jahren werde voraussichtlich rund die Hälfte der Allgemeinmediziner in den Ruhestand gehen. Es drohen Lücken in der Versorgung. Nicht jeder Arzt findet einen Nachfolger für seine Praxis. In Lüttringhausen, Lennep und der Innenstadt gingen bereits Praxissitze verloren.

Einfach zu einem anderen Arzt zu wechseln, das geht nicht so einfach. Einige Kollegen nehmen keine neuen Patienten mehr auf, weil sie schon heute überlastet sind. Dr. Frank Neveling, Leiter des Gesundheitsamtes, und Dr. Eric Jörgensen, Vertreter des Arztnetzes Bergisches Land, wollen mit einer Kampagne dafür sorgen, dass Remscheid für junge Ärzte interessant wird, um sich eine berufliche Existenz in der kleinsten Großstadt Deutschlands aufzubauen. Gestern präsentierten sie eine Broschüre mit dem Titel "Komm DOC nach Remscheid". Sie preist die Vorteile der Stadt für Mediziner und erzählt von Ärzten, die den Schritt in die Werkzeugstadt gemacht haben. "Am überzeugendsten für junge Ärzte sind die Leute, die den Schritt bereits gemacht haben", sagt Neveling. Daher geben sich die Initiatoren nicht damit zufrieden, an Universitätsstandorten wie Köln und Düsseldorf die Auflage von 1000 Exemplaren auszuteilen - da würde die Kampagne untergehen. Sie suchen immer die persönliche Ansprache, wollen eine eigene Internetseite und Facebook nutzen.

Gastroenterologe Dr. Jörgensen, Ansprechpartner des Arztnetzes Bergisches Land, zählt die Vorteile des Standortes Remscheid auf. Im Vergleich zu Großstädten wie Köln und Düsseldorf müssen keine Unsummen für die Übernahme der Praxen bezahlt werden. Die Immobilienpreise seien moderat, und es gebe ausreichend Patienten. "Ein junger Arzt hat kein Problem, seine Praxis mit gut 1000 Patienten im Quartal zu füllen", sagt Jörgensen. In Großstädten sei die Konkurrenz wesentlich höher und der Verdienst entsprechend geringer. Das Sana-Klinikum, die Stiftung Tannenhof, die Fabricius-Klinik und das Betriebsarztzentrum unterstützen neben der Stadt und der Kassenärztlichen Vereinigung die Initiative.

Zwischen 150 und 200 Praxen gibt es nach Angabe von Neveling in Remscheid. Die 52 Zahnärzte kommen noch hinzu. Der Kassenärztlichen Vereinigung ist es gelungen, zwei Hausarztsitze für Remscheid zusätzlich zu bekommen. Der größte Mangel besteht bei Hausärzten. Mit Fachärzten sei Remscheid noch gut versorgt. Vor allem mit Psychotherapeuten. "Wir hoffen, dass wir pro Jahr fünf neue Kollegen für Remscheid gewinnen können", sagt Neveling. Dazu zählen auch ältere Ärzte, die zum Beispiel im Sana-Klinikum eine Oberarztstelle übernehmen. Andere Städte suchen auch auf Sicht medizinischen Nachwuchs. "Wir tun alles dafür, dass wir weiterhin ein vitales Gesundheitssystem haben", sagte Dezernent Thomas Neuhaus.

(RP)
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