Remscheid Remscheid wird vom Zugverkehr abgekoppelt

Remscheid · Voraussichtlich bis zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember ist Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke weiter gesperrt. Zwischen Remscheid und Wuppertal ist die S 7-Strecke in den Sommerferien überdies komplett gesperrt.

Stahlkonstruktion der Müngstener Brücke wird erneuert
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Stahlkonstruktion der Müngstener Brücke wird erneuert

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Die Nerven der S-7-Pendler werden weiter arg strapaziert, denn die Sanierungsarbeiten an der Müngstener Brücke verzögern sich erneut - diesmal um gut ein halbes Jahr: Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke, die seit dem 1. April vergangenen Jahres gesperrt ist, wird von daher nicht wie zunächst geplant am 28. Juni wieder für den Zugverkehr freigegeben. "Neuer voraussichtlicher Fertigungstermin ist jetzt im Dezember dieses Jahres zum Fahrplanwechsel", erklärte gestern Michael Käufer, Leiter des Produktionsstandortes Düsseldorf der DB Netz AG. Das wäre der 13. Dezember.

Die Remscheider Pendler trifft es aber noch härter. Denn in den Sommerferien vom 5. Juli bis 18. August werden auf der Strecke des Müngsteners neue Gleise und Weichen zwischen Remscheid und Wuppertal verlegt - auch dieses Teilstück ist damit für mindestens sechs Wochen gesperrt und die Großstadt Remscheid damit vom Zugverkehr gänzlich abgekoppelt. "Die Nerven der Pendler liegen blank", sagte der CDU-Landtagsabgeordnete Jens Nettekoven, der Käufer an die Zusage der Bahn erinnerte, dass es keine Überschneidung der beiden Baustellen auf der Linie des Müngsteners geben werde. Eine Doppelsperrung müsse unbedingt verhindert werden. Auch Jutta Velte (Grüne) und Sven Wolf (SPD) machten gestern in Pressemitteilungen ihrem Ärger über die Abkoppelung Remscheids vom Bahnverkehr Luft. Remscheid falle "zurück in die Nahverkehrssteinzeit", sagte Velte.

Ein kurzfristiges Aufschieben der Arbeiten ist laut Käufer nicht möglich "und unter vier Wochen und ohne Vollsperrung auf diesem Streckenabschnitt geht es auch nicht." Im März war Käufer noch zuversichtlich, Ende Juni die 107 Meter hohe Eisenbahnbrücke wieder öffnen zu können. "Die Arbeiten gehen aber nicht wie geplant voran und wie wir uns das gewünscht haben", räumte Käufer ein. Vor allem beim Einbau der einzelnen Segmente der Fahrbahnbrücke, die einzelnen Arbeitsschritte nehmen deutlich mehr Zeit in Anspruch.

"Umfangreicher als ursprünglich geplant" gestalte sich zudem der Einbau der 28 Rollenlager. 60 statt 14 Tonnen Stahl müssen hier nun verbaut werden mit der Folge, dass auch diese Arbeiten länger dauern. Der vorgesehene Kostenrahmen von 30 Millionen Euro werde aber eingehalten.

Entgegen der ursprünglichen Planungen können auch einzelne Arbeiten nicht parallel ausgeführt werden. Exakt festlegen wollte sich Käufer allerdings gestern nicht, ob die Sanierungsarbeiten nun im Dezember abgeschlossen werden können. "Aus heutiger Sicht müsste das aber gelingen", sagte der Mitarbeiter der DB Netz AG. Kurz vor der Vergabe stehen die Arbeiten für den neuen Korossionsschutz des Stahlkolosses. Diese Arbeiten würden drei Jahre dauern, aber weitestgehend ohne Betriebseinschränkung.

Für die Fahrgäste der S 7 bedeutet die weitere Sperrung der Müngstener Brücke, dass sie sich weiter mit dem sogenannten Schienenersatzverkehr abfinden müssen. Sven Wolf will nun Verkehrsminister Michael Groschek einschalten, damit der VRR zusammen mit Abellio einen "kundenfreundlichen Ersatzverkehr", mit "schnellen und direkte Verbindungen" auf die Beine stellt. Für Stadtdirektor Burkhard Mast-Weisz (SPD) ist die Sperrung "nicht alternativlos". Dass die Bahn gestern erklärte, auch während der Sperrung den Güterverkehr für die Firmen Salzgitter-Mannesmann und Dirostahl aufrecht zu erhalten, zeige, das hier noch Spielraum sei. Die Stadt forderte die Bahn auf, "sich in dieser Frage zu bewegen."

(RP)
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