Bergische Falknerei Riesenseeadler "Hope" ist wieder zu Hause

Remscheid · Nach seinem Ausflug ins Bergische Land ist "Hope" wieder in Remscheid. Aber wieso konnte sich das Kamtschatka-Riesenseeadler-Weibchen überhaupt losreißen? Ein Besuch in der Bergischen Falknerei, wo der "Riesen-Vogel" zu Hause ist.

Betreuer Ramon Raddei nimmt sein Adlermädchen vorsichtig auf die Hand. Der 31-Jährige ist froh, dass "Hope" wieder zu Hause ist. Dem Kamtschatka-Riesenseeadler war es im Remscheider Ortsteil Grüne wohl zu laut geworden. Motorsägen und Trecker hatten dort geknattert, wo man sonst nur den entfernten Blick auf die Stadt genießen kann. Also nahm der große Vogel Reißaus. Die Falknerei liegt in einer kleinen Lichtung. Trotz ihrer großen Flügelspannweite von 2,30 Metern passte "Hope" durch die Abflugschneise.

Ihre Flucht war nur möglich gewesen, weil die sogenannte Drahle nicht gehalten hatte. An diesen Stahlring waren die Lederriemen befestigt, die "Hope" an ihren Füßen trägt. Normalerweise sei die Drahle eine sichere Befestigung für Greifvögel, sagt Raddei. Aber dem Zerren von "Hope" hielt das Metall offensichtlich nicht stand. Raddei erinnert sich noch genau an den Moment, als er sah, wie "Hope" abflog: "Zuerst haben wir sie noch in den Bäumen gesehen, dann drehte sie ab - und weg war sie."

Zunächst hofften Raddei und seine Kollegen, dass sie den Greifvogel bald einfangen werden. Ein so großer Vogel werde "normalerweise" sehr bald irgendwo gesehen, sagt er. Doch "Hopes" Ausflug sollte länger dauern. Carola Schossow, die Besitzerin der Bergischen Falknerei, und "Hopes" Betreuerteam machten sich Sorgen, zumal "Hope" ein unerfahrenes Tier ist. Oder, wie ihr Betreuer sagt: "ein Schisser" - mit Angst vor Schmetterlingen.

Ein Adler ist kein Mäusebussard

Zwar rief bald jemand an, er schickte sogar ein Foto, auf dem "Hope" zu sehen war. Doch sei es schon kurz vor der Dämmerung gewesen, und bis sie die Stelle erreicht hätten, wäre es schon dunkel gewesen, und sie hätten "Hope" nicht mehr sehen können, sagt Raddei. Dann kam die nächste Nachricht - wieder mit Bild. Doch "auf dem Foto war ein Mäusebussard zu sehen". Ein heimischer Mäusebussard hat eine Spannweite von gut einem Meter und ist nicht halb so groß wie Hope.

Schließlich meldete sich Olaf Brese - ein Falkner aus Ennepetal. Er hat ein Jagdrevier im Bergischen Radevormwald gepachtet und war in den Ortsteil Finkensiepen gerufen worden. Dort hatte jemand einen "Riesenvogel" gesehen. Brese fing ihn ein, und schnell stellte sich heraus, dass es "Hope" war. Brese hat Erfahrung mit "großen Vögeln". In sein Revier hatten sich auch schon ein Fisch- und ein Weißkopfseeadler verirrt.

Am Montag holten die Schossows ihre "Hope" ab. Als erstes bekam sie reichlich Futter. "Sie soll ja nicht gleich wieder abfliegen", sagt Carola Schossow, und Raddei ergänzt: "Greifvögel sind faul. Wenn sie satt sind, fliegen sie nicht." Neun Tage fernab der heimischen Sitzstange haben Spuren bei "Hope" hinterlassen. Sie wiegt nur noch sechs Kilo und hat 600 Gramm abgenommen. Das liegt nicht nur daran, dass sie keine geübte Jägerin ist. Mit einer Körpertemperatur von rund 40 Grad verbrauchen Greifvögel viel Energie.

Nun sitzt "Hope" wieder auf ihrer Sitzstange in einem kleinen Häuschen neben ihrem "Partner". Der heißt Krümel, ist ein wenig kleiner und - wie "Hope" noch gar nicht geschlechtsreif. Der dritte Kamtschatka Riesenseeadler im Bunde heißt Grobi. Sein Häuschen steht gleich nebenan bei den Weißkopfseeadlern und der frechen "Hope". Die Falknerei war nach einem Brand 2012 in die Schlagzeilen gekommen. Doch inzwischen ist der Betrieb wieder aufgebaut, und die Schossows vermieten auch ihren Veranstaltungssaal wieder.

"Hope" stammt aus einer Nachzucht in Baden-Württemberg. Die Halbinsel Kamtschatka hat sie nie gesehen. "Ohne Ausbildung ist so ein Vogel etwa 8000 bis 12.000 Euro wert", sagt Falkner Raddei. Zu sehen ist "Hope" bei der Saisoneröffnung in der Bergischen Falknerei am Samstag, den 24. März und von da an jeden Dienstag, Samstag und Sonntag.

(woa)
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