Remscheid Sahnetörtchen statt Vokabeln

Remscheid · Über 100 Neuntklässler des Ernst-Moritz-Arndt Gymnasiums machen beim "Sozialen Tag" mit und spenden den Lohn.

 Phoebe Kampik tauschte den Klassenraum mit dem Platz im Café Sahnetörtchen. Rechts Bartholomäus Jannasch-Velte.

Phoebe Kampik tauschte den Klassenraum mit dem Platz im Café Sahnetörtchen. Rechts Bartholomäus Jannasch-Velte.

Foto: Peter Meuter

Über 100 Neuntklässler des Ernst-Moritz-Arndt Gymnasiums (EMA) nahmen gestern am "Sozialen Tag" der deutschen Jugendorganisation "Schüler Helfen Leben" teil und tauschten dabei Schulbank gegen einen gewöhnlichen Arbeitstag. Ihren Tageslohn spendeten sie an Jugendbildungsprojekte im Ausland, die Flüchtlingskindern helfen.

Statt Vokabeln zu lernen und Hausaufgaben zu machen, stand die 15-jährige Phoebe Kampik gestern für rund sechs Stunden hinter dem Tresen im Café Sahnetörtchen in der Scharffstraße, servierte frisch gebrühten Kaffee und köstliche kleine Törtchen. "Gekellnert oder in einem Café gearbeitet habe ich vorher nie, aber es macht doch viel Spaß", sagte die Neuntklässlerin erfreut. "Mir war schon klar, dass ich deswegen heute eher Kleinigkeiten im Café erledigen würde, aber das ist okay, schließlich mach ich das für einen guten Zweck." Die Neuntklässlerin des EMA nahm, wie ihre gesamte Jahrgangsstufe, am Sozialen Tag teil. Die Schülervertretung der EMA hatte sich darum bemüht, dieses Projekt der Jugendorganisation "Schüler Helfen Leben" an ihrer Schule zu unterstützen.

45 Euro würde Phoebe an diesem Tag verdienen. Geld das nun Hilfsorganisationen in Südosteuropa, Jordanien und Syrien zu Gute kommt, die sich um die Bildung von Flüchtlingskindern kümmern. "Das Projekt finde ich deswegen gut, weil man zum einen anderen Kindern auf der Welt mit seiner Arbeit hilft, aber auch für einen selber, weil man einen Tag lang ein wenig Berufserfahrung sammeln kann."

Schade findet Phoebe nur, dass viele Unternehmen in der Stadt sich auf das Projekt nicht eingelassen haben. "Viele meiner Mitschüler sind bei den Eltern im Betrieb oder helfen zu Hause bei der Gartenarbeit und bekommen dafür Geld, damit sie spenden können." Einige wenige, die keine Stelle für diesen Tag gefunden hatten, blieben in der Schule und kümmerten sich um Sauberkeit und Ordnung. "Es wäre gut, wenn das Projekt bekannter würde und mehr Unternehmen mitmachen."

Törtchen-Geschäftsführer Bartholomäus Jannasch-Velte überzeugte das Projekt dagegen auf Anhieb: "Aus Unternehmersicht ist es etwas schwierig, einen Schüler für einen Tag einzustellen und in den normalen Arbeitsablauf zu integrieren." Doch das Projekt sei es auf alle Fälle wert, betonte der 38-Jährige. "Ich finde es super, dass sich die Schüler so einsetzen. Vielleicht wäre es für Unternehmen einfacher, wenn das Projekt eine Woche liefe, dann würden auch die Schüler mehr Erfahrungen sammeln."

David Schauf (15) fand bei seiner Patentante in einer Hundeschule einen Platz, wo er für einige Stunden aushelfen konnte. "Mir hat der Tag wirklich gut gefallen, ich konnte mich ein bisschen mit den Hunden beschäftigen und meine Tante war auch ganz froh, dass ich ihren Garten in der Zeit gepflegt habe", erzählte er. Nach getaner Arbeit erhielt er als Lohn 60 Euro. Den "Sozialen Tag" würde David Schauf immer wieder gerne unterstützen: "Anderen zu helfen ist auch wichtig."

(sebu)
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