Serie: Die Gesundmacher (4) Schlaganfall — schnelle Hilfe lindert Folgen

Remscheid · Professor Dr. Ulrich Sliwka, Chefarzt der Neurologischen Klinik und Ärztlicher Direktor am Sana-Klinikum in Remscheid, sagt: "Noch nie war es so einfach, gesund bis ins hohe Alter zu bleiben."

 Professor Dr. Ulrich Sliwka ist Chefarzt der Neurologischen Klinik und Ärztlicher Direktor am Sana-Klinikum in Remscheid.

Professor Dr. Ulrich Sliwka ist Chefarzt der Neurologischen Klinik und Ärztlicher Direktor am Sana-Klinikum in Remscheid.

Foto: Nico Hertgen

"Da trifft mich doch der Schlag" - was hier umgangssprachlich für ein plötzlich eintretendes, überraschendes Ereignis steht, trifft den Nagel auf den Kopf. Ein Schlaganfall kommt unvermittelt, wie aus dem Nichts und kann den Betroffenen aus dem Alltag reißen. Im schlimmsten Fall sogar aus dem Leben. "Ein Schlaganfall betrifft nicht nur den Patienten, sondern die komplette Familie. Bei schweren Schlaganfällen ist nichts mehr so, wie es war", sagt Professor Dr. Ulrich Sliwka, Chefarzt der Neurologischen Klinik und Ärztlicher Direktor am Sana-Klinikum in Remscheid. Wird nicht frühzeitig mit der Therapie begonnen, können die Folgen eines Schlaganfalls schwerwiegend, mitunter lebensbedrohlich sein.

Bleibende Behinderungen müssen nicht schicksalhaft die Folge eines Schlaganfalls sein. Wenn Betroffene, Angehörige oder Passanten schnell reagieren und unmittelbar nach dem Auftreten der Symptome den Rettungsdienst alarmieren, ist die Chance auf vollständige Genesung am größten. "Ein Schlaganfall ist immer ein Notfall", sagt Professor Sliwka.

Durch einen Gefäßverschluss oder eine Blutung im Gehirn kommt es zu neurologischen Ausfällen, die sich durch einseitige Lähmungen, Gefühlsstörungen, Schwindel, Sprach- oder Sprechstörungen, Gangstörungen, Sehstörungen, herabhängende Mundwinkel, Verwirrtheit oder starke Kopfschmerzen bemerkbar machen. Werden solche Ausfallsymptome bemerkt, sollte nicht gezögert werden, unter der 112 sofort über die Feuerwehr den Notarzt zu verständigen. Bestätigt sich der Verdacht bei der ersten Untersuchung, wird noch vom Rettungswagen die Klinikambulanz verständigt.

Bei Ankunft steht das Team der "Stroke Unit" - also der Schlaganfall-Spezialstation - schon bereit. Im Krankenhaus wird sofort eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns angefertigt. Damit kann rasch die Ursache eines Schlaganfalls festgestellt werden. Kommt der Patient frühzeitig nach dem Auftreten der Beschwerden, kann mit hochwirksamen Medikamenten versucht werden, eine verschlossene Ader im Gehirn wieder zu eröffnen. Beginnt man mit dieser Therapie bis zu viereinhalb Stunden nach Auftreten der ersten Symptome, ist die Möglichkeit, wieder beschwerdefrei leben zu können, groß. Doch leben heute gerade in der älteren Generation - in der Schlaganfälle sehr viel häufiger vorkommen als bei jüngeren Leuten - viele Menschen alleine. Haben sie überhaupt eine Chance, der Krankheit aktiv zu begegnen? "Ein Hausnotruf oder ein einfaches Handy mit eingespeicherter Nummer macht auf jeden Fall Sinn. Häufig bekommen Patienten das Drücken eines Knopfes auch mit eingetretenen Beschwerden noch hin", empfiehlt der Facharzt für Neurologie. Nach einem Schlaganfall wird der Patient immer auf der Stroke Unit (Schlaganfallspezialeinheit) behandelt. Dort werden wichtige Körperfunktionen wie zum Beispiel EKG, Sauerstoffgehalt im Blut, Temperatur, Atmung und Blutdruck permanent aufgezeichnet. Ein spezialisiertes Team überwacht den Patienten und beginnt schon mit ersten Trainingseinheiten.

An dieser Frührehabilitation sind neben den Ärzten auch Logopäden, Ergo- und Physiotherapeuten und spezialisierte Pflegekräfte beteiligt. Auch die Beratung der Angehörigen und die Organisation der weiteren Rehabilitation wird durch dieses Team zusammen mit Sozialarbeitern organisiert.

Was kann man aber selbst tun, um die tückische Krankheit zu verhindern? "Ein Schlaganfall ist oft die Endstrecke einer jahrzehntelangen Erkrankung", erklärt Professor Sliwka. Wer an Bluthochdruck, erhöhtem Blutzucker (Diabetes) leidet, sollte sich ärztlich überwachen und behandeln lassen. Aufs Rauchen sollte man verzichten, kein erhebliches Übergewicht haben und sich regelmäßig körperlich bewegen. "Über Gefäßrisikoerkrankungen wird mittlerweile in vielen Medien berichtet. Noch nie war es so einfach, gesund bis ins hohe Alter zu bleiben. Schlaganfallprävention ist auch gleichzeitig Herzinfarktprävention" betont der Mediziner.

(bona)
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