Remscheid Schlager-Comedy wie mit Puderzucker

Remscheid · Die Geschwister Pflister entführten das Publikum im Teo Otto Theater in die muntere Show-Zeit der 60er Jahre.

 Peter Alexander und Mireille Mathieu leben wieder auf, wenn Toni und Ursli Pfister alias Tobias Bonn und Christoph Martin die Bühne betreten.

Peter Alexander und Mireille Mathieu leben wieder auf, wenn Toni und Ursli Pfister alias Tobias Bonn und Christoph Martin die Bühne betreten.

Foto: Held

Irgendwie erschien der Typ mit der nach hinten gekämmten Betonfrisur schon ein wenig merkwürdig. Er sang ganz im Stil der Show-Zeit der 60er mit vollendeter Mimik und Gestik "Heut' liegt was in der Luft". Und sofort bekamen viele im Publikum im Teo Otto Theater leuchtende Augen. Nach einem Blick ins Programm fiel der Groschen: Peter Alexander! Ein Double des österreichischen Sängers, Schauspielers und Unterhaltungskünstlers stand auf der Bühne der "Wiener Stadthalle". Dann folgte "Ich zähle täglich meine Sorgen". Das konnte ja heiter werden. Der Gedanke war nicht zu Ende gedacht, da wurde es heiter: "Peter" sagte "Mireille Mathieu" an. Und tatsächlich - die französische Chansonnette enterte die Bühne. Aber aus dem "Spatz von Avignon" war eine Dame mit knochigen Knien, weit ausladendem Schritt und einem breiten Grinsen unter dem charakteristischen Topfschnitt geworden. Großes Gelächter im Saal - ein Mann!

Naivität ist stets für Überraschung gut und kann auch für einen großen Spaß danach sorgen. Wie hier beim Programm "Servus Peter - Oh là là Mireille" der Geschwister Pfister (Ursli Pfister alias Christoph Martin und Toni Pfister alias Tobias Bonn) und dem Jo Roloff Trio. Die Geschwister zogen eine Show ab, die pures Vergnügen bot. War es Comedy, war es Parodie? Es war beides und noch viel mehr. Manchmal war es so bewusst schrecklich, dass es bereits wieder schön wirkte. Die Bühne zum Beispiel: eine brutal kitschige Theke mit 50er-Jahre-Barhockern. Oder Peters Betonfrisur, sein "Weana Schmäh"-Dialekt sowie Mireilles brüll-roter, weit aufgerissener Mund. Das alles kam gleichwohl niemals platt, aufdringlich, anbiedernd und damit peinlich daher.

Ursli und Toni kopierten bis an das Original und übertrieben dann noch ein Bisschen. Mehr nicht, aber es reichte. Die Schmerzgrenze klamaukhafter Heiterkeit vermieden sie. Und damit wurde ihre Show zum von Toni besungenem "Kaiserschmarrn" - keine schwere Mehlspeise wie Dampfnudel oder Serviettenknödel, sondern leicht, locker und süß, wie mit Puderzucker bestreut. Zu solchen Schlagobers-Häubchen zählten weitere "Gast-Künstler". Toni gab eine treffliche Anneliese Rothenberger ab, ganz die Operndiva. Ursli lieferte Heintje und Roy Black. "Heintje" stakste wie ein Prinz aus dem Poesiealbum einer Zwölfjährigen über die Bühne und sang: "Wenn du noch eine Mutter hast". Mit "Du, Peter, schau'!", leitete er über zum Duett mit Peter "Mandolinen um Mitternacht". Da gab es für die Hardcore-Fans von Peter und Mireille fast kein Halten mehr: Sie klatschten begeistert mit. Die Geschwister Pfister mussten nach Standing Ovations drei Zugaben liefern.

(RP)
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