Remscheid Schreiben wie Spiderman

Remscheid · Zwei 16-jährige Hauptschüler, Mohamed Amouri el Maach und Elias El'Asmi, arbeiteten zwei Wochen lang als Praktikanten in unserer Redaktion. Für sie ist Journalist ein Traumberuf.

Tägliche Lektüre der Morgenpost gehört zum Praktikum: Mohamed Amouri el Maach (links) und Elias El'Asmi arbeiteten zwei Wochen lang in der Redaktion mit, schrieben Meldungen, begleiteten Reporter sowie Fotografen und nahmen auch regelmäßig an den Konferenzen teil.

Tägliche Lektüre der Morgenpost gehört zum Praktikum: Mohamed Amouri el Maach (links) und Elias El'Asmi arbeiteten zwei Wochen lang in der Redaktion mit, schrieben Meldungen, begleiteten Reporter sowie Fotografen und nahmen auch regelmäßig an den Konferenzen teil.

Foto: Jürgen Moll

"Ich war ein Dorfkind", sagt Mohamed Amouri el Maach. "Als ich nach Remscheid kam, dachte ich, das ist New York, so viele Menschen so viele Nationalitäten." Das ist nun zwei Jahre her. Inzwischen hat sich Mohamed gut eingelebt, der bergische "Big Apple" ist für ihn auf Normalmaß geschrumpft. Gemeinsam mit seinem gleichaltrigen Freund und Schulkamerad Elias El'Asmi, hat der 16-jährige Schüler der Hauptschule Wilhelmstraße in den vergangenen zwei Wochen ein Praktikum in der Redaktion der Bergischen Morgenpost gemacht. "Der Beruf gefällt mir sehr", sagt Elias, "das Praktikum hat mich motiviert weiterzumachen."

Für Elias war es schon als kleiner Junge klar: "Ich wollte Journalist werden, so wie Spiderman, der Superheld im Comic." Eine Befragungsaktion in der Grundschule, bei dem er als Knirps mit Stift und Papier loszog, hat seinen Wunsch bestärkt. Traumberuf Journalist - dass es noch ein weiter Weg dorthin sein wird, ist beiden klar.

In den vergangenen Wochen haben die beiden Praktikanten viel gelernt. Kleine Meldungen formulieren sie bereits selbstständig, bei Terminen, wie der Eröffnung des Schullabors des Röntgen-Museums und dem Hundeschwimmen im Eschbachtal, schauten sie Reportern der Morgenpost über die Schulter, schrieben selbst kleine Übungstexte, die sich sehen lassen können.

Dass sprachlicher Ausdruck und sichere Rechtschreibung wichtige Werkzeuge des Journalisten sind, ist ihnen bewusst. Beide haben marokkanische Wurzeln. Anders als Elias, der in Remscheid geboren ist und dessen Familie schon seit Jahrzehnten hier zu Hause ist, hatte Mohamed nur wenig Zeit, die für ihn zunächst völlig fremde Sprache zu lernen. Geboren im marokkanischen Nador, folgte er als Vierjähriger seiner Familie nach Spanien, wo seine vier jüngeren Schwestern geboren wurden. Die frühe Entwurzelung hatte auch Vorteile. Mohamed kam nach den Regeln des dortigen Schulsystems früh aufs Gymnasium und lernte Sprachen: Spanisch, Katalanisch, Französisch, Latein zählen zu seinem Repertoire ebenso wie Berberisch und Arabisch. Als er vom spanischen Gymnasium in die deutsche Hauptschule kam, dachte er: "Jetzt ist Endstation - wenn du kein Deutsch kannst, fliegst du hier raus." Dass es ganz anders kam, hat ihn überrascht. Für Mohamed wie auch für Elias ist längst klar, dass die Hauptschule für sie keine Endstation ist. Beide wollen weiterlernen, das Abi machen und studieren. "Was mir in Deutschland gefällt, ist, dass es verschiedene Lernniveaus gibt und man sich mit Abschlüssen immer weiter hocharbeiten kann", sagt Mohamed.

Sein großes Vorbild ist sein Onkel. Der hat studiert und sich in Remscheid hochgearbeitet, ist nun bei der Agentur für Arbeit angestellt. Ein Satz von ihm hat Mohamed sich gemerkt: "Entweder du lernst und gibst Gas oder du landest auf der Straße."

Religion spielt in beiden marokkanischen Familien eine große Rolle. Als Kinder gingen Mohamed und Elias häufiger in die Moschee, lasen aus dem Koran. Inzwischen ist es weniger geworden. "Ich konzentriere mich lieber auf die Schule", sagt Mohamed. "Ich bin kein strenger Moslem", findet auch Elias, doch ist ihm der Glaube wichtig geblieben. "Viele haben ein falsches Bild vom Islam", sagt er. "Mit Terror hat das nichts zu tun, denn diese religiösen Fanatiker sind keine Muslime." Mohamed pflichtet ihm bei: "Im Koran steht klar, dass es verboten ist, andere Menschen zu beleidigen und zu töten." Einen Konflikt zwischen seinem Glauben und dem Alltagsleben sieht Elias nicht: "Deutschland ist ein freies Land, und man sollte sich an seine Regeln halten."

Gestern war letzter Tag des Praktikums in der Redaktion an der Alleestraße, doch wollen beide wiederkommen.

(bu)
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