Remscheid Schreinermeister Berns hilft in Eritrea

Remscheid · Der 78-Jährige Lüttringhausener reist mehrmals im Jahr für den Verein "Archemed" in das arme Land am Roten Meer.

 Reinhard Berns über seine Aufgabe in Eritrea: "Wir halten Gebäude instand, bauen neue Anbauten oder fertigen Einrichtungsgegenstände wie Schränke oder Kommoden."

Reinhard Berns über seine Aufgabe in Eritrea: "Wir halten Gebäude instand, bauen neue Anbauten oder fertigen Einrichtungsgegenstände wie Schränke oder Kommoden."

Foto: Peter Meuter

Eigentlich könnte der 78-jährige pensionierte Schreinermeister Reinhard Berns jetzt in aller Gemütsruhe seinen Ruhestand genießen. Davon hält der langjährige Obermeister der Innung in Remscheid indes nicht viel. Der Lüttringhausener Handwerker möchte gar nicht dem Nichtstun frönen, sondern viel lieber helfen: "Ab und zu erledige ich noch Aufträge für einzelne Kunden. Meinen Betrieb habe ich aber schon vor einigen Jahren verpachtet. Und mehrmals im Jahr fahre ich für jeweils zwei Wochen nach Afrika", sagt der 78-Jährige. Berns ist als ehrenamtlicher Handwerker im noch jungen Verein "Archemed" engagiert. Der wurde 2010 in Soest gegründet und kümmert sich um die Versorgung kranker Kinder im nordostafrikanischen Eritrea: "Dort bauen wir Krankenhäuser, renovieren Gebäude und zimmern auch die benötigten Möbel und Einrichtungsgegenstände", sagt Berns.

Von Archemed erfahren hat er von seinem guten Freund und Schreinerkollegen Rainer Duda. Der ist seinerseits schon länger beim Verein aktiv und als Schreinermeister in Wermelskirchen ansässig: "Rainer war früher einmal mein Mitarbeiter, zudem kennen wir uns vom Sport", sagt Berns. Aus Gesprächen wusste der 78-Jährige, dass sein Freund regelmäßig in Eritrea war, um dort zu helfen: "Ich habe ihm einmal gesagt: Wenn Du einmal nicht fahren können solltest, dann sag mir Bescheid", sagt Berns. Das war im Jahr 2008, damals firmierte der Verein noch unter dem Namen "Hammer Forum". Die Neugründung und Umbenennung in "Archemed" erfolgte erst 2010. Auf Berns' Angebot sei Duda schon bald zurückgekommen: "Im August 2008 kam sein Anruf - zwei Wochen später war ich erstmals in Eritrea", sagt der 78-Jährige schmunzelnd.

Dort sei er auf Verhältnisse getroffen, die so gar nicht mit denen in Europa zu vergleichen seien: "Eritrea ist ein sehr armes Land", sagt Berns. Man habe zwar während des zweiwöchigen Aufenthalts nicht viel Zeit, um außerhalb des Krankenhausgeländes, auf dem gerade gearbeitet wird, herumzufahren. Manchmal klappe es aber doch: "Dann sieht man, wie einfach die Menschen in ihren selbstgebauten Hütten aus Steinen und Blech leben", sagt Berns.

Auch am Hotel, in dem die Ehrenamtler untergebracht sind, merke man das: "Unser Flieger landet meist nachts in der Hauptstadt Asmara. Wenn wir dann ins Hotel kommen, passiert es nicht selten, dass gerade der Strom wieder einmal ausgefallen ist." Zum Arbeiten sei Asmara hingegen sehr angenehm - auch für Mitteleuropäer. Denn die Hauptstadt Eritreas liegt auf über 2000 Höhenmetern klimatisch günstig: "Da kann man gut arbeiten, abgesehen davon, dass einem in der Höhe manchmal etwas die Luft wegbleibt", sagt Berns. Weit unangenehmer, weil feuchter und wärmer, sei es in Keren, einer anderen Stadt, in der Archemed arbeitet.

Die Motivation für Berns ist ganz einfach: "Ich will helfen", sagt der 78-Jährige nachdrücklich. Der Verein aus Soest baut in Asmara Krankenhäuser verschiedener medizinischer Fachrichtungen: "Aber immer für Kinder. Viele Mütter kommen mit ihren Kindern vom Land in die Hauptstadt. In den Archemed-Krankenhäusern sind eine ganze Menge Ärzte, die helfen können", sagt Berns. Er und seine Handwerks-Kollegen seien dort, um ihr jeweils eigenes Fachwissen einzubringen: "Wir halten Gebäude instand, bauen neue Anbauten oder fertigen Einrichtungsgegenstände wie Schränke oder Kommoden."

Sein nächster Aufenthalt in Eritrea wird im September sein, Berns freut sich schon darauf: "Manchmal ist es zwar nicht so einfach, mit den offiziellen Stellen zusammenzuarbeiten. Aber tatsächlich sind mir in Eritrea nur liebe, sympathische und dankbare Menschen begegnet." Dann überlegt der 78-Jährige kurz, lächelt und sagt: "Da weiß man, dass die eigene Arbeit sinnvoll ist."

(RP)
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